Kategorie: Kultur

Filmbesprechung: Water Makes Money

Mit privatisierungskritischen Dokumentarfilmen haben sich die engagierten Hamburger Filmemacher Leslie Franke und Herdolor Lorenz bereits einen Namen gemacht. So stützte ihre 2007 produzierte DVD "Bahn unterm Hammer" eine breite Kampagne gegen die Bahnprivatisierung, die vor dem Hintergrund der Finanzkrise dazu beitrug, den Bahn-Börsengang vorerst abzublasen.
Schon 2005 stellten Franke und Lorenz in "Wasser unterm Hammer" eindrucksvoll die Folgen der Wasserprivatisierung in England und Deutschland dar.




Der Film wurde mehrfach im Fernsehen gesendet. Daran knüpft nun ihr aktueller Dokumentarfilm „Water makes money“ an, der jetzt in deutschen Programmkinos angelaufen ist. Er bringt schonungslos zum Vorschein, wie sich die Weltkonzerne Veolia und Suez in ihrem Stammland Frankreich bei der beschönigend als „Öffentlich-Private Partnerschaft “ (PPP) beschriebenen Privatisierung von Einrichtungen der Daseinsvorsorge die profitablen Filetstücke sichern und eine Lizenz zum Gelddrucken erwerben. Sie machen sich mit einem „mafiösen System“ und gezielter Lobbyarbeit Kommunalpolitiker, Betriebsräte, Medien, Wissenschaftler, Umwelt- und Wohlfahrtsverbände gefügig, lassen Trinkwasseraufbereitungsanlagen, Leitungen und Klärwerke verrotten und bitten die Verbraucher mit überhöhten Gebühren zur Finanzierung ihrer Extraprofite zur Kasse. Weil darunter auch die Trinkwasser- und Abwasserqualität leidet, könnte dem Gourmet durchaus der Appetit auf bretonische Austern, Obst oder Wein vergehen.

Dass die Wasserprivatisierung schon längst auch deutsche Kommunen erfasst und ärmer gemacht hat, belegt der filmische Abstecher nach Braunschweig und Berlin. Als Gegenpol und Fels in der Brandung erscheint Münchens Oberbürgermeister Christian Ude, der bisher allen PPP-Versuchungen widerstanden hat und warnt: „Die Konzerne wollen sich die Wasserversorgung unter den Nagel reißen und rütteln am Tor des Marktzugangs.“ Privatisierung sei „nur am ersten Tag schön, wenn der Privatisierungserlös reinkommt“, so Ude: „Danach haben wir keinen Einfluss mehr und als Gemeinderat abgedankt.“
Doch seit 2005 ist auch der weltweite Widerstand gewachsen – und das nicht nur in Cochabamba oder Buenos Aires. Ausgerechnet in Paris, dem Hauptsitz von Veolia und Suez, hat die Stadtverwaltung jetzt die Wasserversorgung wieder in die eigene Hand genommen. Damit hat Veolia ein wichtiges Referenzprojekt verloren. Und dieses Beispiel macht weit über Frankreich hinaus Schule. So etwa in der Schwabenmetropole Stuttgart, wo eine rührige Bürgerinitiative nach acht Jahren Überzeugungsarbeit und durch Druck von unten die Rekommunalisierung der Wasserversorgung durchgesetzt hat.

Water Makes Money garantiert nicht nur einen spannenden Kinoabend. Weil in den nächsten Jahren bundesweit tausende Konzessionsverträge der Kommunen mit privaten Energiekonzernen auslaufen, könnte der Film kommunale Akteure aufrütteln und dazu animieren, notfalls über Bürgerentscheide die Energie- und Wasserversorgung wieder in kommunales Eigentum zurück zu führen und zu demokratisieren.

Water Makes Money. Ein Film von Leslie Franke und Herdolor Lorenz.
Eine Kernfilm-Produktion in Koproduktion mit ARTE, 2010, 90 Minuten
www.watermakesmoney.com

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