Kategorie: International

USA: Apple-Arbeiter kämpfen für Gewerkschaft

Eine Welle der gewerkschaftlichen Organisierung geht durch die USA. Nach Starbucks, Activision Blizzard und zuletzt Amazon haben im Juni die Arbeiter einiger Apple Stores in der Stadt Baltimore (im US-Bundesstaat Maryland) einen historischen Sieg einfahren können.

flickr / nextvoyage


Sie gewannen die Abstimmung zum Eintritt in die Gewerkschaft. Damit zeigen sie, dass es keine „unorganisierbaren“ Schichten der Arbeiterklasse gibt und dass Anti-Gewerkschafts-Propaganda nur bis zu einem bestimmten Punkt funktioniert. Jedoch legen die Bosse und der Staat den Arbeitern in den USA bewusst viele Steine in den Weg. So muss die Belegschaft eines Betriebes als Gesamtheit mittels einer Mehrheitsabstimmung in die Gewerkschaft eintreten und zudem muss jede einzelne Filiale eine solche Wahl durchführen. Der Kampf um die Organisierung der Arbeiter eines der gewinnbringendsten Unternehmen der Welt hat also gerade erst begonnen. Unsere amerikanischen Genossen von „Socialist Revolution“ führten ein anonymisiertes Interview mit einem Beschäftigten eines Apple Stores in New York, um den aktuellen Stand der Dinge zu erfahren.

Er berichtet davon, dass es während der Pandemie zu Personalverschiebungen aufgrund von Ausfällen kam. Dadurch konnten Arbeiter aus verschiedenen Bereichen, welche zuvor bewusst getrennt gehalten wurden, in Kontakt miteinander treten und sie begannen damit, untereinander Verbindungen aufzubauen. So wurde den Arbeitern bewusst, wie viel Profit Apple aus ihrer Arbeit zieht und wie stark sie ausgebeutet werden. Sie fanden heraus, dass Beschäftigte in Managerpositionen wesentlich besser bezahlt werden und während Corona zusätzliche Boni sowie die Möglichkeit, im Home-Office zu arbeiten, erhielten. Die Verkäufer in den Geschäften jedoch erhalten einen viel geringeren Lohn, obwohl sie ihre Gesundheit jeden Tag für die Profite des Unternehmens riskieren. Nachdem das letzte iPhone herauskam und die Arbeiter daraufhin Überstunden leisten mussten, wurde ihnen vom Apple-Management gesagt: „Unsere Filiale hat dieses Wochenende anderthalb Millionen Dollar gemacht, als Dank bekommt jeder ein Stück Pizza.“ „Das ist beleidigend“, antwortet der interviewte Apple-Arbeiter.

Diese Missverhältnisse waren zwar schon vorher bekannt, aber rund ums Thema Gesundheit hat das Bewusstsein der Arbeiter einen Sprung gemacht. Kontraproduktive Hygienemaßnahmen, wie die Einführung eines Express-Systems, welches den Kundenkontakt sowie die Arbeitsbelastung sogar noch erhöht haben, brachten das Fass zum Überlaufen. Die Kapitalisten interessiert die Gesundheit der Angestellten eben nur in dem Maß, wie sie ihre Profite beeinflusst. Die Bereitschaft zu kämpfen ist also vorhanden. Der Apple-Arbeiter gibt jedoch zu beachten: Da es sehr viele Apple-Filialen in New York gibt, ist die Streikkraft der Arbeiter extrem geschwächt, wenn diese nicht koordiniert und gemeinsam agieren. Denn dann können Arbeiter aus anderen Filialen ohne Probleme und sehr spontan als Streikbrecher eingesetzt werden, sodass Apple keine größeren Verluste befürchten muss. 

Um eine starke Verhandlungsposition zu erhalten, müssen sich also möglichst alle Beschäftigten beteiligen. Auf die Frage, welche Sorgen einen Teil der Belegschaft aktuell noch davon abhält, sich der Gewerkschaft anzuschließen, antwortet der Interviewte: „Die Menschen haben Angst, dass sich die gesamte Unternehmenskultur bezüglich Beförderungen und anderer Vorteile verändert. Ich antworte ihnen darauf, dass eine Gewerkschaft die einzige Möglichkeit ist, jegliche Art von Verbesserungen zu garantieren. Und wir sind die Gewerkschaft. Wir können entscheiden, was in unsere Verträge aufgenommen wird.“ Außerdem berichtet er von Einschüchterungsversuchen durch Besuche des Unternehmensführers Tim Cook in ausgewählten Filialen. Aber die Arbeiter lassen sich nicht unterkriegen. Außerdem sagt der Interviewte: „Apple ist Trendsetter in Sachen Technik. Sie fügen ein neues Feature hinzu und plötzlich haben jahrelang alle Handys genau dasselbe Feature. Das gleiche passiert im Einzelhandel. Je mehr die Apple-Beschäftigten also erreichen, desto besser ist die Verhandlungsposition für alle Arbeiter, auch in anderen Sektoren.“ 

Der Großteil der Anstrengungen steht den Arbeitern bei Apple also noch bevor und sie müssen weiterkämpfen, bis jede einzelne Filiale einer Gewerkschaft beigetreten ist. Dies wird keine leichte Aufgabe. Mit Blick auf die Erfolge der Arbeiter bei Amazon und Starbucks sagt der Interviewte jedoch abschließend: „Das Blatt wendet sich aktuell eindeutig zu unseren Gunsten.“ 

 

 

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