Kategorie: Jugend

Lockdown und Studium: Den Kampf organisieren! - Studentische Vollversammlung an der FU

Am 7. April findet eine studentische Vollversammlung an der Freien Universität Berlin online statt. Es geht um die finanzielle und psychische Notsituation, in der sich Studierende in der Coronakrise befinden. Im Folgenden wollen wir eine Strategie für den gemeinsamen Kampf der Studierenden gegen diese Missstände vorschlagen.

Bild: derfunke


Nach knapp einem Jahr im Lockdown finden sich Studierende zunehmend prekären Arbeits- und Mietverhältnissen sowie starkem Prüfungsstress ausgesetzt. Jedes dieser Probleme ist nicht nur schlimm und unwürdig für sich, sondern sie bedingen sich alle gegenseitig und wirken aufeinander ein. Sie bewirken vor allem eines: immense psychische Belastung.


Finanzielle Notlage

Zwei Drittel aller Studierenden sind auf einen Nebenjob angewiesen und für die Hälfte von ihnen ist dieser nun durch die Krise weggebrochen. Das führte dazu, dass viele ihre Miete nicht mehr zahlen konnten. In Großstädten eine bezahlbare Wohnung zu finden war davor schon extrem schwierig. Die Folge ist, dass ein Viertel aller Studierenden wieder bei den Eltern unterkommen musste. Fatal wenn das Elternhaus selbst von Jobverlust betroffen, oder finanziell nicht genügend abgesichert ist.

Nur ein Beispiel für die Folgen dieser Situation sind zwei Masterstudentinnen aus Frankfurt, die sich an die Pornoindustrie verkaufen müssen, um ihre Miete und ihr Studium zu finanzieren, wie die FAZ berichtete. Nach dem Verlust ihres Nebenjobs und den bürokratischen Schikanen des BAföG-Amts, war eine der beiden gezwungen, ihren Körper zu verkaufen. Seit dem Lockdown zieht sie sich gegen Bezahlung vor Live-Webcams aus. Ihre Freundin unterstütze sie mit ihren Ersparnissen und nahm sie in ihrer Wohnung auf, wodurch sie ebenfalls gezwungen war Geld durch Onlinepornographie zu verdienen. Beide empfinden das zurecht als entwürdigend. Doch von ihren Eltern konnte keine der beiden finanzielle Unterstützung erwarten.

Das Bundesbildungsministerium reagierte auf die finanzielle Notlage vieler Studierender mit einem unverschämten „Hilfspaket“: Je nach Kontostand könne man zwischen 100,- und 500,- monatlich bei der staatlichen Förderbank KfW beantragen, jedoch muss dieser Kredit komplett zurückgezahlt werden und ist bespickt mit Zinsen, wenn man ihn nicht binnen eines Jahres zurückzahlt. 100 Millionen Euro wurden dafür angedacht, gleichzeitig aber wurden 600 Milliarden für die Rettung der Profite von Großkonzernen bereitgestellt.


Psychische Krise

Studien zeigen, dass 40% der Studierenden aus proletarischen Verhältnissen starke Existenzängste verspüren. Zu der miserablen finanziellen Situation der Studierenden kommt zusätzlich der Prüfungsstress hinzu. Politik und Uni-Leitung wollen den normalen Lehrbetrieb unbedingt weiter aufrechterhalten, um keine finanziellen Verluste zu riskieren und um den Arbeitsmarkt weiter mit frischen Uni-Absolventen versorgen zu können. Dadurch ist das Online-Semester oft mit deutlich mehr Stress verbunden. Das Arbeitspensum war teilweise höher als sonst. Es fielen zusätzlich Prüfungen und Abgaben aus dem letzten Semester an, weshalb viele die Regelstudienzeit nicht einhalten können. Während die Politik und Uni-Leitung den Stress auf die Dozierenden abladen, geben diese ihn oft an die Studierenden weiter, die nun mal am Ende der Nahrungskette stehen. Hinzu kommt die Isolation, wo man den ganzen Tag alleine in seinem Zimmer vor dem Bildschirm selbst schauen muss wo man bleibt.

Für Erstsemesterstudenten ist dies besonders hart, da sie mit den Abläufen und der Struktur des Studiums ohnehin nicht vertraut sind und nun noch mehr als sonst ins kalte Wasser geworfen wurden. Zudem haben viele von ihnen nicht einen einzigen Kommilitonen kennengelernt. Auf so einer Grundlage fällt es nicht nur schwer Anschluss zu finden, sondern es fehlt auch an Antrieb und Motivation.

Demnach ist es notwendig so schnell wie möglich die Universitäten wieder zu öffnen, um normalen Präsenzunterricht zu ermöglichen. Doch dafür muss endlich die Pandemie besiegt werden und das geht nur mit entschlossenen Maßnahmen.


Forderungen

Deswegen sollte die studentische Vollversammlung an der FU die folgenden Forderungen beschließen:

  1. Für einen harten Lockdown (Schließung aller nicht-essenziellen Betriebe) und die Verstaatlichung aller Krankenhäuser und Labore, der Pharmakonzerne sowie die Aufhebung des Patentrechts für die Impfstoffe. Nur so können wir die Pandemie besiegen und zeitnah die Universitäten wieder öffnen.

  2. Für den Erhalt aller Arbeitsplätze während der Pandemie, bei kompletter Lohnfortzahlung, sowie anschließender Weiterbeschäftigung auf Kosten der Kapitalisten.

  3. Für die Stundung von Mieten, die nicht gezahlt werden können und ein Verbot von Zwangsräumungen, insbesondere bei den Wohnheimen des Studierendenwerks. Für die entschädigungslose Enteignung aller Immobilienkonzerne und ihre Verstaatlichung unter demokratischer Kontrolle.

  4. Für sofortige, zinsfreie und bedingungslose finanzielle Hilfe für Studierende. Für ein einkommensunabhängiges BAföG für alle Studierenden. Die Gelder dafür sollen durch Requirierung des Vermögens der Großkapitalisten beschafft werden.

  5. Keines der Coronasemester darf zur Regelstudienzeit angerechnet werden.

  6. Sofortige Aussetzung aller Prüfungssleistungen. Für demokratisch gewählte, proportional aus Studierenden und Dozierenden zusammengesetzte Komitees, die über Umfang und Zeitpunkt der Prüfungen und die Organisierung der Lehre insgesamt entscheiden.

  7. Für die tägliche Bereitstellung kostenloser Corona-Tests und FFP2 Masken für alle Beschäftigten und Studierenden der FU.


Als Klasse kämpfen!

Die Bundesregierung wird dies niemals umsetzen, da sie unter ständigem Druck der Wirtschaftsbosse steht, welche nur auf ihre Profite aus sind. Wir können uns nur auf unsere eigenen Kräfte verlassen. Die Arbeiterklasse hat als einzige gesellschaftliche Macht nicht nur das Interesse, sondern auch die Macht um diese Forderungen umzusetzen. Denn wenn sie streikt, steht die ganze Gesellschaft still und die Kapitalisten machen Milliardenverluste. Reine Studentenstreiks können jedoch diesen Druck nicht in seiner ganzen Fülle ausüben, da leere Hörsäle den Kapitalisten nicht wirklich wehtun.

Studierende sind Teil der Arbeiterklasse: Zwei Drittel arbeiten, um sich ihr Studium zu finanzieren und früher oder später werden sie ihre Arbeitskraft für Lohn verkaufen müssen – Klassenzugehörigkeit ist keine Wahl, sondern eine ökonomische Stellung.

Die Umsetzung dieser Forderungen würde eine deutliche Verbesserung für alle Studierenden und Beschäftigten bringen. Deshalb ist es notwendig gemeinsam mit den Lohnabhängigen und ihren Organisationen gegen all die aufgezählten Missstände anzukämpfen, weil sie alle Arbeitenden und Studierenden betreffen. Dabei liegt es in der Verantwortung der DGB Gewerkschaften und der Partei DIE LINKE umfassende Kämpfe, wie Streiks, Massendemonstrationen und Besetzungen, zu organisieren. Die VV und in ihrem Auftrag der AStA, sollten das von ihnen einfordern. Um dem Nachdruck zu verleihen, müssen wir als Studierende zeigen, dass wir dazu in der Lage sind, unsere Mitstudierenden für einen solchen Kampf zu mobilisieren. Das liegt vor allem in der Verantwortung des AStA.


Der AStA muss den Kampf organisieren

Der AStA ist die gewählte Interessenvertretung der Studierendenschaft und hat am ehesten die Ressourcen diesen Kampf zu organisieren.

Der erste Schritt wäre eine große Demo in drei bis vier Wochen für die auf der Vollversammlung beschlossenen Forderungen, um möglichst viele Studierende zu mobilisieren. Der AStA sollte die Demo organisieren und die AStAs anderer Berliner Unis davon überzeugen mitzumachen. Um möglichst viele Studierende zu mobilisieren, sollte der AStA eine Kampagne an der Uni, in den Studentenwohnheimen, mit Plakatierungsaktionen in den Stadtvierteln und auf Social Media organisieren.

Der AStA sollte Vollversammlungen aller Studentenwohnheimbewohner organisieren, um zu besprechen, wie man gemeinsam Zwangsräumungen verhindern und die Stundung der Mieten erzwingen kann. So könnte ein Mietstreik organisieren werden, der unsere Forderungen durchsetzen kann. Außerdem sollte der AStA bei jeder Zwangsräumung große Gegenproteste vor Ort organisieren.

Gemeinsam mit ver.di und der GEW sollte der AStA den Kampf für kostenlose Tests und Masken für alle Beschäftigten der FU organisieren. Nicht nur sollten wir solidarisch mit allen Mitarbeitenden sein, auch sind viele selbst Studierende. Um den Kampf zu organisieren müssen online Betriebs- bzw. Personalversammlungen einberufen werden. Denn wenn die Unileitung keine Tests und Masken zur Verfügung stellt, müssen wir streikfähig sein, um unsere Forderungen durchzusetzen.

Um die Aussetzung von Prüfungsleistungen zu erreichen, sollte der AStA gemeinsam mit den FSIs weitere Vollversammlungen aller Studierender organisieren (ggf. auch auf Fachschaftsebene). Diese Vollversammlungen sollten genutzt werden, um einen Prüfungsstreik am Ende des Sommersemesters zu organisieren. Durch den Prüfungsstreik wollen wir nicht nur die Aussetzung der Prüfungsleistungen erreichen, sondern auch dass demokratische und proportional besetzte Gremien der Studierenden und Dozierenden künftig über die Organisierung der Lehre insgesamt entscheiden. Ein solcher Prüfungsstreik muss das ganze Sommersemester über mit einer großen Mobilisierungskampagne vorbereitet werden.

  • Kommt zur Vollversammlung am 7.4. um 17h via Webex!

  • Vorwärts zum Kampf für unsere Forderungen!

  • Für den Schulterschluss zwischen Studierenden und Arbeitern!

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