Kategorie: Jugend

Leserbrief: Studentenjobs an der Freien Universität Berlin

Wenn man an Studentische Hilfskräfte (SHK) an der Uni denkt, werden diese häufig mit flexiblen Arbeitszeiten, wenig Stunden die Woche und entspannten Arbeitsverhältnissen verbunden. In der Realität wird die Flexibilität aber für die Beschäftigten zum Nachteil. Während wir uns die Arbeitszeiten und Arbeitstage selbst einteilen dürfen, führt es dazu, dass nicht an einem oder zwei Tagen die 9,4 Stunden pro Woche abgearbeitet werden, sondern hier mal zwei Stunden, am nächsten Tag ein Meeting, was auf eine Stunde angesetzt ist, aber zwei Stunden dauert, dann da mal drei Stunden, wo dringend was abgearbeitet wird, usw. Am Ende sind Überstunden dann die Regel.

der funke


Hinzukommt, dass Arbeitszeit häufig gar nicht erfasst wird, denn es wird davon ausgegangen, dass zusätzlich auch im Homeoffice gearbeitet wird. Seit Corona wird das als Nettigkeit verkauft (denn Dahlem ist ja so ungünstig für alle erreichbar). Im Endeffekt bedeutet das, dass die Arbeit von allen auch mit nach Hause genommen werden soll. Während also suggeriert wird, du hättest super viel Kontrolle über deine Arbeitszeiten, ist das komplette Gegenteil der Fall. Überstunden werden nicht erfasst, auch wenn mal darauf hingewiesen und gesagt wird, man könne die ja in der kommenden Woche ausgleichen. In der Realität ist das nie der Fall. 

Die Bezahlung bleibt beim Mindestlohn und mit der Inflation bedeutet das Reallohnverlust. Viele studentische Beschäftigte haben daher noch einen zweiten oder teilweise sogar dritten Job, denn mit 520 Euro brutto, ist, wenn überhaupt, gerade mal die Miete gedeckt. 

Dazu kommt noch die starke Unterbesetzung an der FU im öffentlichen Dienst. Neue Stellen dürfen bei uns im Bereich wegen eines laufenden Rechtsstreites gerade nicht ausgeschrieben werden und den Ausgleich müssen wir SHK leisten. 

Die Uni ist auf uns angewiesen, denn ohne uns würde hier nichts laufen. Wir erledigen die Drecksjobs und trotzdem werden weder Standard Arbeitsrechte eingehalten noch werden wir vernünftig bezahlt. Würde die Uni die nötige Finanzierung erhalten, sodass alle SHKs der Uni vernünftige Löhne bekommen, bei geregelten Arbeitszeiten, so würde tatsächlich das Lernen und Arbeiten an der Uni einigermaßen unseren Bedürfnissen entsprechen. 

Berlin ist bisher das einzige Bundesland mit einem eigenen Tarifvertrag für studentische Beschäftigte und seit Anfang 2023 laufen Gespräche zur „Bestandsaufnahme zu den Arbeitsbedingungen Studentischer Beschäftigter“ zwischen den Gewerkschaften ver.di und GEW und dem Arbeitgeberverband der Länder. Die TVStud-Kampagne ist deswegen in diesem Jahr angelaufen und kämpft für eine Beschäftigung der SHK nach Tarifvertrag in ganz Deutschland, sowie für eine generelle Verbesserung des Tarifvertrags. 

Unsere einzige Möglichkeit, die Bedingungen des Lernens und Arbeitens an den Universitäten zu verbessern, ist diese unter die Kontrolle der Beschäftigten und der Studenten zu legen. Von selbst wird sich nichts tun, dafür müssen wir gemeinsam für eine Uni ausgerichtet nach unseren Bedürfnissen kämpfen!

 

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