Kategorie: Kapital und Arbeit

Rote Karte für befristete Arbeitsverträge bei der Post Gewerkschafter fordern „fair statt prekär“

Gegen die „skandalöse Befristungspolitik“ des Managements der Deutschen Post AG demonstrierten am Montagabend vor dem Wiesbadener Hauptbahnhof über 70 gewerkschaftliche Vertrauensleute der ver.di Betriebsgruppe BRIEF aus Wiesbaden und Umgebung.


 

Anlass ihres Protestes bildete die Tatsache, dass von den gut 3200 Beschäftigten im Bereich der regionalen Post-Niederlassung Brief Wiesbaden rund 700 ArbeitnehmerInnen mit befristeten Arbeitsverträgen beschäftigt werden. Diese Aktion war Teil einer bundesweiten ver.di-Kampagne mit zahlreichen Aktionen in allen Teilen des Landes. Bundesweit sind im gesamten Post-Konzern derzeit rund 24.000 Menschen befristet beschäftigt.

„Fair statt prekär“ lautete die Parole, mit der die Gewerkschafter bei Passanten um Unterstützung warben. „Mit respektvollem Umgang hat das das skandalöse und untragbare Gebaren der Geschäftsleitung nichts zu tun“, erklärte der ver.di- Betriebsgruppenvorsitzende Hans-Peter Hardt. „Viele befristet beschäftigte Kolleginnen und Kollegen verzichten auf den Urlaub und kommen auch krank zur Arbeit, um eine Verlängerung des Arbeitsvertrages nicht zu gefährden“, berichtete der in ver.di. organisierte Betriebsrat. Die Beschäftigten würden immer wieder unter Druck gesetzt und erpressbar gemacht und könnten ihre persönliche Lebensplanung nicht auf ein solides Fundament stellen, so der Gewerkschafter. „Befristet Beschäftigte bekommen oft Probleme beim Abschluss von Mietverträgen oder beim Kauf eines Autos. Dabei brauchen die meisten ein eigenes Fahrzeug, um überhaupt zur Arbeit zu gelangen“ so Hans-Peter Hardt weiter.

 

„Der Gesetzgeber ist jetzt am Zuge und muss dem systematischen Rechtsmissbrauch von Befristungen einen Riegel vorgeschieben“ erklärte ver.di-Sekretärin Nicole Lämmerhirt. „Die Möglichkeit der sachgrundlosen Befristung und jahrelanger Kettenverträge bei Sachgründen gehört abgeschafft.“ Anstatt die abhängig Beschäftigten immer mehr wie eine Zitrone auszupressen und wegzuwerfen, müsse es gerade in einem wettbewerbsumkämpften Markt das ureigene Interesse des Arbeitgebers sein, gut eingearbeitetes und qualifiziertes Personal an die Firma zu binden, so die Gewerkschafterin. „Mitbestimmte, sozial- und tarifvertraglich abgesicherte Arbeitsplätze sichern Qualität, Kundenbindung, Umsatz und Arbeitsplätze.“ Dem Management der Deutschen Post gehe es aber nicht um die Zukunftssicherung des Unternehmens und gute Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten, sondern ausschließlich um Gewinnmaximierung, kritisierte Niocole Lämmerhirt. „Das belegen auch die Gewinnzuwächse im Jahr 2013 von 27% auf einen Gewinn von 2,1 Milliarden Euro.“ Auf der anderen Seite sei dem Post-Vorstand schon ein Stundenlohn von 11,78 Euro für die bei jeder Witterung arbeitenden Beschäftigten ein Dorn im Auge, so die Gewerkschafterin.

 

Das Verhalten des Post-Managements und die zunehmende Prekarisierung der Arbeit sind vor allem eine direkte Folge der vor 20 Jahren vom Bundestag beschlossenen Privatisierung der alten Bundespost mit ihren drei Säulen Gelbe Post, Telekom und Postbank. Damals von der CDU/CSU/FDP-Regierung vorangetrieben, stimmte auch eine Mehrheit der SPD-Abgeordneten dem Mega-Privatisierungsprojekt zu. Inzwischen sind in diesen Bereichen sehr viele relativ sichere Arbeitsplätze verschwunden und haben prekäre Jobs stark zugenommen. Zu Lasten der Beschäftigten und Masse der Kunden nimmt der Renditedruck weiter zu. Privatisierung und Zerschlagung ist kein Naturereignis. Sie kann und muss wieder rückgängig gemacht werden. Daran sollten wir auch alle PolitikerInnen erinnern, die mit Krokodilstränen das Verhalten des Post-Manager kritisieren und gleichzeitig verdrängen, dass der Bund „ohne Not“ inzwischen die meisten seiner Post-Aktien den renditehungrigen Investoren verkauft und damit das Elend erst ermöglicht hat.

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