Kategorie: Kapital und Arbeit

Für den Erhalt aller Arbeitsplätze bei Wacker Chemie kämpfen

Bei Wacker Chemie in Burghausen an der Salzach stehen Massenentlassungen bevor. Dabei sprudeln ausgezeichnete Gewinne, wie die anstehenden Auszahlungen der Dividenden an die Familie Wacker bezeugen. Weil diese aber den Rachen nicht voll genug bekommen kann, sollen jetzt 1.000 Arbeitsstellen zerstört werden.


Am 20.02.2020 also vor dem Beginn der Corona-Krise teilte die Wacker Chemie AG den Arbeitern auf einer Betriebsversammlung in Burghausen an der Salzach mit: „Durch mehr intern erbrachter Leistungen sowie einer schlankeren Organisation jährlich wollen wir 250 Mio. € einsparen. Zentrales Anliegen des Programms ist es dabei, die Organisation von WACKER konsequent neu auf die Bedürfnisse und Anforderungen der Kunden auszurichten und so das profitable Wachstum des Konzerns zu unterstützen.“

Den 8.000 Kollegen und Kolleginnen in Burghausen wurde also gesagt, dass die Wacker Chemie noch mehr Profit einfahren soll. Die dafür in Frage kommenden Mittel sind Zerstörung von Arbeitsplätzen und für die übrig gebliebenen Arbeiter eine Intensivierung der Arbeit bzw. steigende Arbeitshetze. Burghausen ist der größte Standort dieses kapitalistischen Betriebes in Deutschland. Die Wacker Chemie AG will mehr als 1.000 Stellen bis 2020 abbauen. Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie als Brandbeschleuniger der kapitalistischen Krise dürften es noch wesentlich mehr werden. In Burghausen fanden bereits mehrere Protestaktionen der Arbeiterinnen und Arbeiter statt.

Die Profite der Wacker Chemie AG

Insgesamt beschäftigt WACKER weltweit rund 14.500 Arbeiterinnen und Arbeiter, davon rund 10.000 in Deutschland. Den größten Teil davon in Burghausen. Im Jahr 2019 erzielte Wacker einen Jahresumsatz von 4,93 Milliarden Euro. Als weltweit agierendes Unternehmen hat die Wacker Chemie 24 Produktionsstandorte. 85 % ihres Umsatzes erzielt die Firma auf dem Weltmarkt. Seit sie an der Börse weitere Entlassungen durchsickern ließ, steigt der Aktienkurs. Am 01.07.20 lag der Kurs bei 62,56 Euro, das ist ein Tagesplus von 1,46 Euro. Der Bilanzgewinn lag 2019 bei 1,32 Milliarden Euro.

Das Grundkapital der Gesellschaft ist aufgeteilt in rund 52,2 Millionen Inhaberaktien. Der überwiegende Anteil der Aktien befindet sich im Festbesitz und wird kontrolliert durch die Gründerfamilie. Die Dr. Alexander Wacker Familiengesellschaft mbH mit 55,65 % und die Blue Elephant Holding GmbH (Peter-Alexander Wacker, Clara Wacker) mit 10,86 %. Dazu kommen noch eigene Anteile von 4,75 %. Im Streubesitz befinden sich 28 % des Aktienkapitals. Die kommende virtuelle Aktionärsversammlung will die Masse des Gewinns an die Aktionäre ausschütten. Dadurch wird die Familie Wacker in etwa um 700 Millionen Euro reicher. Die Zeche dafür sollen die Arbeiterinnen und Arbeiter bezahlen. Ein knallhartes Sparprogramm durch die Konzernleitung steht an. Hauptsache der Gewinn und die Dividende steigen.

Was produzieren die Arbeiter bei Wacker?

Die 1914 gegründete Firma kam im Ersten Weltkrieg so richtig ins Geschäft. General Ludendorff achtete persönlich auf die Produktion chemischer Kampfstoffe in Burghausen. Noch mehr Profit gab es in der Zeit des Hitlerfaschismus. Historisch betrachtet war der Zweite Weltkrieg, die Zeit mit der höchsten Profitrate in der Firmengeschichte. Das legte die Basis für die weitere Erfolgsgeschichte der Wacker Chemie. Heute gliedert sich die Firma in vier Hauptbereiche:

Wacker Polysilicon ist der weltweit zweitgrößte Hersteller von Polysilizium, das sowohl in der Halbleiterindustrie als auch in der Solartechnik Anwendung findet. Die Produktionsstandorte sind Burghausen, Nünchritz und Cleveland (Tennessee, USA). Wacker Silicones beliefert zahlreiche Industrien wie etwa die Bau-, Automobil-, Papier- oder Textilindustrie mit Silikonprodukten. Produziert wird in Burghausen und Nünchritz. Vertriebsstandorte befinden sich an weiteren Standorten in Europa, Amerika und Asien. Wacker Silicones ist nach den Chemieunternehmen Dow Corning und Momentive weltweit auf Platz drei auf diesem Markt. Wacker Polymers erzeugt aus der Rohstoffbasis Ethylen Dispersionspulver, VAE-Dispersionen, Lackharze, Polyvinylacetat und Polyvinylalkohollösungen. Einsatzgebiete sind vor allem die Bauindustrie, aber auch Farben und Lacke, Klebstoffe und Textilien. Wacker Biosolutions erzeugt biotechnologisch hergestellte Produkte mit den Ausgangsstoffen Stärke und Dextrose für die Nahrungsmittelindustrie sowie Biopharmazeutika.

All das wird von den Arbeitern und Arbeiterinnen hergestellt. Alle Produkte sind Ausdruck gesellschaftlicher Produktion, welche jedoch privatkapitalistisch angeeignet werden. Das Produkt dient nicht dem Wohl der Arbeiter und der Gesellschaft. Denn die Produkte werden in Waren verwandelt, richten sich nach der Formel Geld-Ware-Geld gegen die Produzenten und dienen nur dem Profit der Unternehmenseigentümer.

Wie gegen Familie Wacker & Co kämpfen?

Der Arbeitsplatzabbau, welcher hauptsächlich in Burghausen stattfinden wird, stürzt die Arbeiter in Not und Existenzunsicherheit. Burghausen hat rund 19.000 Einwohner. Die Stadt gilt aufgrund der Gewerbesteuereinnahmen als reich und lebt sehr stark von der Wacker Chemie AG. Viele Arbeiter haben sich im Umfeld von Burghausen kleine Häuser gekauft. Oftmals sind die Kredite dafür noch nicht abbezahlt. Die qualifizierten Wacker Arbeiter laufen Gefahr in Hartz 4 zu landen. Es gibt in der Region keine sonstigen Arbeitsplatzangebote für die Wacker Arbeiter. Schon gar keine mit vergleichbaren Löhnen und Arbeitskonditionen. Auch wird die Arbeitsplatzvernichtung bei vielen kleine Geschäften zu Umsatzeinbußen führen.

Das alles darf nicht hingenommen werden. Zumindest Burghausen Neustadt ist eine Arbeiterstadt. Immer noch ist Burghausen eine Hochburg der SPD im schwarzen Bayern. Die Partei DIE LINKE erzielt bei Bundes- und Landtagswahlen in Burghausen ein überdurchschnittliches Ergebnis in Oberbayern. Ergo das rote Burghausen lebt auch heute noch. Einst scheiterten die Nazis mit ihren Versuchen in der Burghauser Arbeiterschaft Fuß zu fassen. Im Juni 1932 wurden die Nazis von dem noch immer existierendem Gasthof Glöckelhofer den Stadtberg hinuntergeprügelt. Das war die rote Einheitsfront der Arbeiter, wie auch am 9. März 1933, als die Nazis erst mithilfe der Landespolizei die Nazifahne hissen konnten.

Eine kämpfende Arbeiterschaft ist auch heute nötig. Um jeden Arbeitsplatz muss bei der Wacker Chemie AG gekämpft werden. Die bereits laufenden Proteste müssen zum Streik gegen die Wacker Bosse führen. Die Firma sitzt auf Aufträgen, weshalb ein umfassender Streik viel bewirken könnte. Jeder Arbeitsplatz muss erhalten bleiben und es darf keine Steigerung der Arbeitsbelastung geben.

Das Agieren der Aktionäre und des Managements zeigt, dass ihnen für ihre Profite nichts zu schade ist. Die Wacker Chemie AG soll 250 Millionen Euro einsparen? Dann sollte bei den Dividenden der Aktionäre begonnen werden. Statt etwa 700 Millionen Euro allein an die Familie Wacker auszuzahlen, sollte es eine saftige Lohnerhöhung für alle Arbeiterinnen und Arbeiter geben sowie neue Arbeitsplätze, um die Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich zu verkürzen.

Keinesfalls darf sich die Gewerkschaft auf irgendwelche Verhandlungen um „Abfindungen“ mit den Wacker Bossen einlassen. Die Arbeiterinnen und Arbeiter der Wacker Chemie AG wissen selbst am besten, wie die Produktion laufen muss. Kämpft wie einst Heinrich der Löwe gegen die Pfaffen von Freising, um den Salzhandel der Isar unter Kontrolle zu bringen. Lasst euch euer Leben nicht kaputt machen. Die Arbeiterinnen und Arbeiter in Burghausen können nicht allein von der weltweit längsten Burg leben.

  • Alle Arbeitsplätze sollen bleiben!

  • Wacker Chemie AG unter Belegschaftskontrolle bringen!

  • Wacker & Co. enteignen!

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