Kategorie: Kapital und Arbeit

Margon-Quelle darf nicht versiegen

Für den Erhalt des traditionsreichen Margon-Mineralbrunnens am Standort Burkhardswalde demonstrierten am gestrigen Montagmittag rund 30 Beschäftigte vor der Zentrale des Hassia-Getränkekonzerns in Bad Vilbel bei Frankfurt. Sie waren in den frühen Morgenstunden in den Bus gestiegen, um gegen die drohende Schließung ihres Werkes im idyllischen Müglitztal (zwischen Elbsandsteingebirge und Erzgebirge) zum Jahresende zu protestieren.

Margon ist für viele Ostdeutsche ein bekannter Markennamen. Im Müglitztal blickt man auf rund 140 Jahre Mineralbrunnentradition zurück. Der Betrieb in Burkhardswalde ist mit seinen rund 100 Beschäftigten mittlerweile der größte Arbeitgeber in der näheren Umgebung. Wer hier seinen Arbeitsplatz verliert, hat angesichts von über 25% Arbeitslosenquote im Arbeitsagenturbezirk Pirna kaum Chancen auf einen anderen Arbeitsplatz.

Die Belegschaft ist seit dem Verkauf des Betriebes durch die Treuhandanstalt Anfang der 90er Jahre zum Spielball mehrerer westdeutscher Großkonzerne geworden und hat schon mehrere Eigentümerwechsel erlebt. Zunächst wurde der Betrieb von den Gerolsteiner Mineralbrunnen aufgekauft, später vom größten deutschen Braukonzern, der Brau und Brunnen, der dann an die Radeberger Gruppe des Dr. Oetker-Konzerns übertragen wurde. Vor wenigen Monaten dann übernahm der Bad Vilbeler Hassia-Konzern, immerhin die Nr. fünf in der Mineralwasser-Branche in Deutschland, das sächsische Margon-Werk. Wenig später teilte der geschäftsführende Hassia Gesellschafter Dirk Hinkel dann der schockierten Burkhardswalder Belegschaft mit, dass er die Totalschließung bis zum 31. Dezember 2005 plane.

Hinkels Begründung indes, dass der Betrieb wegen eines "zu hohen Investitionsaufwands" nicht mehr zu halten sei, stößt den Beschäftigten sauer auf. "Das war von langer Hand geplant, denn einen angeblich heruntergewirtschafteten Betrieb kaufe ich erst gar nicht", erklärte der Gewerkschaftssekretär Kurt Graß von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten in Dresden. Für den Margon-Betriebsratsvorsitzenden Andreas Hohmann steht fest, dass Hassia von vornherein nur den Namen Margon aufkaufen wollte und nie daran dachte, das Werk weiter zu führen. Denn Anfang der 90er Jahre hatte der hessische Konzern mit üppigen staatliche Subventionen im sächsischen Lichtenau (bei Chemnitz), 80 km westlich von Burkhardswalde, ein neues Mineralbrunnenwerk auf die grüne Wiese gesetzt und sich dabei in Beisein des damaligen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf als "Wohltäter" für Sachsen feiern lassen. Da angesichts dieser Subventionen eine Schließung in Lichtenau nicht durchführbar erscheint und das dortige Werk überdimensioniert ist, muss jetzt der Standort Burkshardswalde dran glauben. Mit dem Markennamen Margon wirft Hassia künftig Wasser aus Lichtenau auf den Markt, dessen Mineralisation laut Hassia-Angaben der Zusammensetzung des Margon-Wassers entspricht.

Betriebsräte anderer Getränkefabriken aus der Rhein-Main-Region wie auch Vertreter von DGB, Einzelgewerkschaften und Linkspartei/WASG begleiteten den Protestzug der Margon-Arbeiter zur Bad Vilbeler Hassia-Zentrale. Erkan Imdat, Betriebsratsvorsitzender von Coca Cola im hessischen Liederbach, betonte den gemeinsamen Kampf deutscher und ausländischer Arbeiter gegen Arbeitsplatz- und Sozialabbau. "Dies ist kein Konflikt Ost gegen West, sondern oben gegen unten", erklärte auch der Frankfurter NGG-Sekretär Jürgen Hinzer.

Hinkel hingegen beharrte im Angesicht der Demonstranten darauf, dass der Betrieb "suboptimal" und betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll zu führen sei. Er wolle sich aber seine "Sympathie für Sachsen" durch die in den Reden geäußerte heftige Kritik "nicht vermiesen" lassen. Betriebsrat Andreas Hohmann überreichte Hassia-Chef Dirk Hinkel knapp 9000 Unterschriften für den Erhalt des Werkes und kritisierte, dass der Internetauftritt www.margon.de Margon als "untrennbaren Teil der sächsischen Geschichte" lobe, während der Betrieb ersatzlos platt gemacht werden solle.

Hans Gerd Öfinger

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