Kategorie: Kapital und Arbeit

Gewerkschaftsdruckerei verkauft

Die gewerkschaftseigene Darmstädter Druckerei Alpha Print Medien AG (apm) wird an die Konrad Triltsch Print und digitale Medien GmbH in Ochsenfurt bei Würzburg verkauft. Dies teilten die Vertreter der gewerkschaftseigenen Beteiligungsgesellschaft GBG GmbH, bisherige Alleinaktionärin, der überraschten apm-Belegschaft bei einer eigens dazu einberufenen Belegschaftsversammlung mit.

Hans Werner Müller, Gesellschafter der Triltsch GmbH, stellte sich in Anwesenheit von GBG-Geschäftsführer Peter Schmidt (ver.di) den apm-Beschäftigten vor und versprach ihnen, dass mit dem Erwerb eine monatelange Phase der Verunsicherung für Kunden und Mitarbeiter der apm beendet sei und nun „die 170 Mitarbeiter und der Standort Darmstadt eine neue Perspektive“ erhielten. Die GBG wird von den vier DGB-Gewerkschaften ver.di, IG Metall, TRANSNET und IG BAU getragen. Gegen den Willen von Betriebsrat und Belegschaft, die mit vollendeten Tatsachen konfrontiert wurden, hat die GBG mit Rückendeckung der vier Gewerkschaftsspitzen in den Monaten zielstrebig auf den apm-Verkauf hingewirkt.

Dabei erscheint die Triltsch GmbH im Vergleich zu anderen Kaufinteressenten, darunter auch Finanzinvestoren, die bei der Belegschaft Angst vor Heuschreckeninvestoren geweckt hatten, als ein solides Unternehmen. Die Firma konnte 2005 ihr hundertjähriges Jubiläum begehen und hat sich in den letzten Jahren durch Aufkauf von Medienbetrieben wie Saladruck in Berlin und Toennes in Düsseldorf zu einer Unternehmensgruppe entwickelt, die u.a. auch anspruchsvolle wissenschaftliche Literatur produziert und auch gewerkschaftsnahe Einrichtungen wie die Hans-Böckler-Stiftung zu ihren Kunden zählt. Detlef Hilbert, geschäftsführender Gesellschafter der Triltsch GmbH, sagte laut ver.di-Presseinfo für apm weitere Investitionen und einen Verzicht auf Personalabbau zu. Wie langfristig solide Triltsch heutzutage allerdings ist und ob andere Investoren nicht schon längst ein Auge auf die Unternehmensgruppe geworfen haben, muss sich zeigen.

Allerdings betrachten Belegschaftsangehörige und aufmerksame Gewerkschafter in der Region die Transaktion mit Skepsis. Dafür spricht nicht nur das Timing: Als die Pressemeldung über den apm-Verkauf am Freitagnachmittag, 22.12. (!) verbreitet wurde, waren wegen der beginnenden Weihnachtspause Verantwortliche weder im ver.di-Landesbezirk noch bei Triltsch in Ochsenfurt telefonisch zu erreichen. Beobachter sehen dahinter auch die bei Gewerkschaftsapparaten und Politikern nicht unübliche Taktik, umstrittene Maßnahmen, Tarifabschlüsse und Entscheidungen ausgerechnet zu einem Zeitpunkt bekannt zugeben, zu dem die Betroffenen und kritische Öffentlichkeit durch Feiertage, Urlaub oder andere Großereignisse abgelenkt sind. Schließlich hatte sich insbesondere der apm-Betriebsrat gegen einen Verkauf und für den Erhalt der Druckerei als gewerkschaftseigener Dienstleister ausgesprochen. Er wollte mit der GBG eigene Ideen für ein Konzept zur Fortführung des Betriebs in Gewerkschaftshand besprechen und drängte stets darauf, die gewerkschaftliche Forderung nach mehr Mitbestimmung zuerst in einem gewerkschaftseigenen Betrieb wie apm durchzusetzen.

Die apm-Belegschaft hatte auch bei regionalen Gliederungen von ver.di und IG Metall wie auch bei vielen Teilnehmern der DGB-Kundgebung in Frankfurt am Main am 21. Oktober 2006 Unterstützung gefunden. Noch Ende November hatte der zuständige Landesvorstand des Fachbereichs Medien in ver.di Hessen gefordert, dass sich GBG und Vertreter der vier beteiligten Gewerkschaften unverzüglich mit dem apm-Betriebsrat an einen Tisch setzen und die Konzepte, Vorschläge und Kritikpunkte aus der Belegschaft aufgreifen sollten. Doch die Gewerkschaftsvorstände zeigten sich von den Protesten und Argumenten unbeeindruckt und arbeiteten zielstrebig auf einen Verkauf des Betriebs hin. Auch der DGB-Regionsvorsitzende Harald Fiedler hatte bei der DGB-Auftaktkundgebung am 21. Oktober den um die Gelegenheit zu einem kleinen Solidaritätsappell bittenden Vertretern der apm-Belegschaft den Zutritt zum Podium verwehrt; nur durch ein beherztes Eingreifen des Darmstädter ver.di-Geschäftsführers Hermann Schaus konnte dieser dann noch in einer kurzen Ansprache das Anliegen der Beschäftigten vortragen.

Nach wie vor ungelöst ist der Konflikt zwischen apm-Vorstand Dietmar Wrobel und der Belegschaft, die das Verhalten ihres Chefs als gewerkschafts- und arbeitnehmerfeindlich ansieht und ihm gezieltes Mobbing und eine Diffamierung des Betriebsrats vorwirft. Im November hatte der Betriebsrat von der GBG ultimativ Wrobels sofortige Absetzung verlangt. Ob die Triltsch GmbH nun diesem Begehren nachkommt und das vollzieht, wozu die vier DGB-Gewerkschaften nicht imstande waren, wird sich zeigen. Jedenfalls werden die innerbetrieblichen Konflikte bei apm auch weiterhin das Darmstädter Arbeitsgericht befassen.

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