Kategorie: Kapital und Arbeit

Karstadt: Poker der Heuschrecken auf dem Rücken der Beschäftigten

Der Karstadt-Insolvenz-Krimi steuert auf einen Höhepunkt zu. Nach Ablauf der Bieterfrist könnte es bald zu einem Zuschlag für einen der drei Interessenten kommen. ver.di hat sich gegen die deutsch-skandinavische Beteiligungsgesellschaft Triton ausgesprochen.



Mit deren Namen verbinden sich Ängste vor einem "Heuschrecken-Gebaren". Triton will den Betrieb filetieren und Lohndumping forcieren. Doch offenbar wollen auch die anderen Bieter die Beschäftigten zur Kasse bitten. Highstreet, und dahinter steckt die Investmentbank Goldman Sachs, schwebt eine Gratis-Mehrarbeit von zwei Wochenstunden vor. Dies durchlöchert den Einzelhandels-Tarifvertrag weiter.

Dabei hat die Karstadt-Belegschaft schon genug geopfert. Gab es vor zehn Jahren bundesweit noch 52.000 Vollzeitstellen, so sind es heute nur noch 26.000 Beschäftigte, viele davon in Teilzeit. Seit 2004 verzichtet die Belegschaft auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld. "Was hat dieser Verzicht gebracht?", fragen sich Angestellte, die sich an jeden Strohhalm klammern.

Unter massivem Erpressungsdruck stehen auch Stadtverwaltungen an deutschen Karstadt-Standorten. Angeblich steht oder fällt die Karstadt-Zukunft mit deren ausdrücklichem Verzicht auf potenzielle Gewerbesteuereinnahmen für mögliche Buchgewinne bei der Sanierung, so die Propaganda. Inzwischen sind fast alle Städte weich geklopft. Ob dieses Schwarze-Peter-Spiel nicht ein gefährlicher Präzedenzfall wird?

Dabei sind sich nicht einmal die Linksfraktionen einig. So trägt die Duisburger LINKE "unter erheblichen Bedenken" den Steuerverzicht mit, weil sie "den Beschäftigten nicht ihre letzte Hoffnung auf die Rettung der meisten Arbeitsplätze und Standorte nehmen" will. In Mainz sagte die Rathaus-LINKE Nein. "Das sichert keine Arbeitsplätze, sondern höchstens den Profit der Heuschrecken", argumentiert Fraktionschef Dieter Hofem: "Die Stadt Mainz soll den Laden übernehmen und mit den Beschäftigten und Kunden eine Genossenschaft bilden."

Einen ähnlichen unkonventionellen Ansatz zur Weiterführung unter der Regie der Beschäftigten hatte auch der Karstadt-Betriebsrat in Kaiserslautern. Doch das hätte Schule machen können und wurde abgewürgt. Insbesondere Highstreet war als Eigentümer der Karstadt-Immobilien strikt dagegen. Die ver.di-Spitze wäre gut beraten, wenn sie jetzt nicht falsche Illusionen in ein glimpfliches Ende mit Highstreet wecken würde.

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