Kategorie: Kultur

Marxistische Winterschule 2022: Auf die Revolution vorbereiten!

Am 29. und 30. Januar fand unsere Online-Winterschule statt. Ganz im Sinne von Lenins Ausspruch „Ohne revolutionäre Theorie kann es auch keine revolutionäre Bewegung geben“, diskutierten über 100 Teilnehmer aus mehr als 30 Städten in Deutschland sowie aus der Schweiz, Österreich und Großbritannien über marxistische Philosophie, die Krise des Kapitalismus und die Notwendigkeit einer revolutionären Partei.

Bild: der funke


Kapitalismus 2022: Krise, Chaos, Revolution

Das Seminar startete am Samstagvormittag mit dem ersten von drei Vorträgen. Francesco Merli (London) hielt einen ausführlichen Vortrag zur weltweiten Situation des Kapitalismus in der wir uns befinden. Dabei ging er auf sozialen Erhebungen wie im Sudan oder in Kasachstan ein, wo die Erhöhung der Gaspreise durch die herrschende Klasse zu spontanen Massenprotesten und Aufständen der Arbeiterklasse und Armen führte.

WSW

Er zeigt auf, wie die Wirtschaftskrise (Inflation, Engpässe, Überproduktionskrise), die Konflikte zwischen den imperialistischen Mächten zuspitzt, z.B. die Spannungen zwischen Russland, USA und EU in der Frage der Ukraine, oder der Machtkampf zwischen China und den USA und die Zunahme des Protektionismus. Die Krise des Kapitalismus zwingt die herrschende Klasse zu Angriffen auf die ökonomische Lage der Arbeiterklasse, so dass weltweit die Schere zwischen Arm und Reich enorm auseinander geht. Laut einer Oxfam-Studie haben allein in der Pandemie die zehn Reichsten ihr Vermögen verdoppelt, während hunderte Millionen Menschen in Armut gestürzt werden.

Zum Schluss verdeutlicht er die Wichtigkeit einer revolutionären Organisation der Arbeiterklasse um die Krise des Kapitalismus und die durch den Kapitalismus verursachten Krisen, wie den Klimawandel, zu stoppen. Dafür braucht es eine sozialistische Revolution und die Errichtung einer weltweiten Planwirtschaft unter der Kontrolle der Arbeiterklasse.

Revolutionäre Philosophie & Philosophie der Revolution

Den zweiten Vortrag gegen Mittag hielt Franz Rieger (Berlin) über die revolutionäre Philosophie. Der Vortrag begann mit der Erklärung, dass jeder Mensch – ob bewusst oder unbewusst – eine Philosophie vertritt. Dadurch dass die herrschenden Ideen stets die Ideen der herrschenden Klasse sind, übernimmt man automatisch diese Ideen, wenn man sich nicht mit anderen Ideen beschäftigt. Die revolutionäre Philosophie des Marxismus ist der Dialektische Materialismus. Franz erklärte anhand anschaulicher Beispiele die Gesetze des Dialektischen Materialismus: Der Kampf und die Einheit der Gegensätze, die Beziehung von quantitativen und qualitativen Veränderungen sowie die Negationen der Negation.

Der Dialektische Materialismus ist ein nützliches Werkzeug, welches uns dabei hilft, die Welt zu begreifen und die richtige Lösung für aktuelle Probleme zu finden. Das verdeutlichte Franz in dem er den Postmodernismus – die in unserer Zeit am weitesten verbreitete Ideologie an Universitäten und auch in der linken Bewegung – kritisiert. Anhänger postmoderner Ideologien lehnen objektive Wahrheit ab und erklären damit jeglicher Erkenntnistheorie den Krieg. Daraus ergeben sich falsche Positionen wie die Annahme, dass Sprache die Realität verändert und sich Bewusstsein unabhängig von unseren materiellen Umständen entwickelt. Im Vortrag und der Diskussion wurde hervorgehoben, warum diese postmodernen Vorstellungen die Realität auf den Kopf stellen und Handlungsunfähig machen. Die Arbeiterklasse braucht aber eine revolutionäre Philosophie – den Dialektischen Materialismus – um die Welt wirklich zu verstehen und sie dann verändern zu können.

Russland 1917: Arbeiter und Bauern an die Macht!

Der letzte Vortrag am Samstagabend behandelte die Russische Revolution. Es war die Armut, das Elend und die Unzufriedenheit der russischen Arbeiter, Bauern und Soldaten, die zur Februarrevolution im Jahr 1917 führten. Besonders hervorgehoben werden muss dabei die politische Situation der Frauen und der Juden, welche in Russland besonders unterdrückt waren und dadurch am eifrigsten für die Revolution kämpften.

WSMR

Dabei erklärt er die Wichtigkeit der Arbeiterräte für Marxisten, welche die natürliche Organisationsform der Arbeiterklasse sind und eine Alternative zur herrschenden Ordnung des bürgerlichen Parlamentarismus darstellen. Die Aufgabe der Marxisten ist es diese Räte an die Macht zu bringen, um die bürgerliche Regierung zu stürzen, es kann keine Doppelherrschaft zwischen den Räten der Arbeiterklasse und dem Parlamentarismus der Bourgeoisie geben. Die Bolschewiki um Lenin und Trotzki erkannten dies und kämpften deswegen in den Räten um die Mehrheit für ihr sozialistisches Programm.

Im Oktober übernahm die Arbeiterklasse die politische Macht in Russland und zum ersten Mal begannen die Werktätigen die gigantische Aufgabe des sozialistischen Aufbaus der Gesellschaft. In den Worten Trotzkis: „Die Oktoberrevolution hat das Fundament zu einer neuen Kultur gelegt, berechnet für alle, und gerade darum hat sie internationale Bedeutung. Sogar wenn das Sowjetregime infolge ungünstiger Umstände und feindlicher Schläge – nehmen wir das für einen Augenblick an – vorübergehend gestürzt werden sollte, der unauslöschliche Stempel der Oktoberumwälzung würde dennoch auf der ganzen weiteren Menschheitsentwicklung verbleiben.“

Wir müssen diese Revolution studieren und verstehen, wieso sie erfolgreich war, damit wir auf die kommenden revolutionären Erhebungen der Arbeiterklasse weltweit vorbereitet sind und in diese Kämpfe eingreifen können.

Gewerkschaften: Keine Antwort auf die Krise?

Der zweite Tag des Seminars startete mit dem Vortrag von Tatjana Pinetzki (Wiesbaden) zu den Gewerkschaften in Deutschland. Dabei ging sie darauf ein, dass die Gewerkschaften für Marxisten schon immer eine wichtige Rolle spielten. Marx und Engels setzten sich aktiv dafür ein, dass sich alle Werktätigen in Gewerkschaften organisierten, und dass diese Organisationen sich die Befreiung der Arbeiterklasse von der Ausbeutung zum Ziel setzen. Rosa Luxemburg war eine klare Verfechterin der Massenstreiks und kämpfte zu ihrer Zeit gegen reformistische und kompromisslerische Positionen in den Gewerkschaften und der Sozialdemokratie.

WSWaldkraiburg

In ihrem Vortrag ging Tatjana auf die Entwicklung der Gewerkschaften ein und zeigte dabei, die reaktionäre Rolle der Gewerkschaftsführung im Ersten Weltkrieg und der Deutschen Revolution ab November 1918, wo sie die Massen ausbremste und die sozialistische Revolution unterband. Auch heute sind die Gewerkschaftsspitzen durch ihre passive Rolle eine Bremse des Klassenkampfes. Während die herrschende Klasse für die kommenden Jahre Angriffe auf Lebensstandard und Errungenschaften der Arbeiterklasse fordert und umsetzt, klammert sich ein Großteil der Gewerkschaftsapparate in seiner politischen Hilflosigkeit an der Idee der „Sozialpartnerschaft“ und des „fairen Dialogs“ mit Unternehmern, ihren Verbänden und ihrem Staat fest. Anstatt die Basis systematisch auf die unvermeidlichen großen Kämpfe vorzubereiten, leben die meisten Gewerkschaftsführer gedanklich noch in der vermeintlich „guten alten Zeit“ von Sozialpartnerschaft und Klassenharmonie.

Tatjana zeigt auf, dass Marxisten die Gewerkschaft nur nach links rücken können, wenn sie in den Gewerkschaften arbeiten, dabei auf ihrem revolutionären Standpunkt beharren und den Kollegen die Fehler der Führung aufzeigen und echte klassenkämpferische Lösungen anbieten. Je stärker die marxistische Strömung in der Gewerkschaftsbewegung wird, desto klassenkämpferischer werden die Gewerkschaften sein.

Revolutionäre Partei aufbauen!

Den letzten Vortrag hielt Christian Andrasev (Wiesbaden) über den Aufbau der revolutionären Organisation. Dabei ging er auf die Krisen des Kapitalismus und Aufstände der Ausgebeuteten und Unterdrückten ein, zum Beispiel die BLM-Bewegung in den USA und die Proteste in Kasachstan. Diese werden sich in der laufenden historischen Periode weltweit zu spitzen durch die Widersprüche des Kapitalismus. Revolutionen sind eine Konsequenz der tiefen Systemkrise und werden immer wieder spontan entfacht. Doch Spontanität allein reicht nicht. Es braucht eine weltweite revolutionäre Organisation, die diesen Bewegungen durch ihr revolutionäres sozialistisches Programm eine Führung ist.

WSBerlin

Beispielsweise haben sich die Grünen und verschiedene Ökoverbände in der FfF-Bewegung in Deutschland an ihre Spitze stellen können. Dort propagandieren sie „ethischen Konsum“ und setzen auf Gespräche mit Politikern und Regierungen, anstatt die Systemfrage zu stellen. Deshalb konnte die Bewegung bisher keine Veränderungen in der Klimakrise erzielen.

Dass der Erfolg einer Bewegung von der Führung abhängt, zeigt auch die Novemberrevolution in Deutschland 1918. Damals errichteten die Arbeiter und Soldaten eine Räterepublik, aber an die Spitze kamen Funktionäre der SPD, welche die Bewegung ausbremsten und den Kapitalismus retteten. Es fehlte eine organisierte revolutionäre Massenströmung in der Arbeiterklasse, um die Revolution zum Sieg zu führen.

Mit einem Ausblick auf die Arbeit verschiedener Sektionen der International Marxist Tendency, stellte er dar, wie wir weltweit eine marxistische revolutionäre Strömung in der Arbeiterbewegung und Jugend aufbauen, die fest auf den Ideen von Marx, Engels, Lenin und Trotzki fußt. Überall auf der Welt zieht eine wachsende Schicht von Arbeitern und Jugend den Schluss, dass der Kapitalismus überwunden werden muss. Wir haben uns das Ziel gesetzt, sie vom Marxismus zu überzeugen, zu organisieren und zu Revolutionären auszubilden. Nur wenn wir die IMT aufbauen, sind wir dazu in der Lage den Sozialismus weltweit zu erkämpfen und mit Ausbeutung und Unterdrückung endgültig Schluss zu machen. Werde auch du aktiv!


slider unten de rev

bdk slider unten

veranstaltungen 2

werde aktiv 2

button deutsche rev homepage

Modulblock Shop

Modulblock DefenceMarxism