Kategorie: Kultur

Der Fall Rammstein: Auf den Staat ist kein Verlass

Seit der #MeToo-Bewegungen brechen immer mehr Betroffene von sexualisierter Gewalt ihr Schweigen. Zuletzt haben zahlreiche Frauen Vorwürfe gegen Till Lindemann erhoben. Den sich überschneidenden Berichten zufolge lud der Rammstein-Frontmann bei seinen Konzerten weibliche Fans zu exklusiven Aftershowpartys ein. Auf den Feiern kam es laut den Vorwürfen zu sexuellen Handlungen, von denen einige auch nichteinvernehmlich gewesen sein sollen. Unter anderem ist die Rede von K.-o.-Tropfen.

der funke


Der Fall zeigt wieder einmal: Sexualisierte Gewalt gegen Frauen ist trauriger Alltag. Gerade Reiche, Stars und Prominente können Machtgefälle ausnutzen und dabei oft ungestraft davonkommen. Der Kapitalismus ist auf Sexismus angewiesen. Deswegen haben der bürgerliche Staat und seine Justiz auch kein Interesse daran, die Unterdrückung von Frauen konsequent zu bekämpfen.

Till Lindemann schüchtert Betroffene ein

Zwar ermittelt die Staatsanwaltschaft Berlin nun gegen Lindemann. Doch zu einer Anklage kam es bislang nicht. Es handelt sich nämlich nicht um einen Kampf auf Augenhöhe. Gemessen an den Umsätzen von Konzert-Tickets ist Rammstein einer der erfolgreichsten Bands der Welt. Lindemann hat so Zugang zu den teuersten und besten Anwälten, mit denen er die Betroffenen einschüchtern und die öffentliche Meinung beeinflussen kann.

Der Sänger ging mit einer Unterlassungsklage gegen die Frauen, die sich zu Wort meldeten, vor – und das mit Erfolg. Die YouTuberin Kayla Shyx etwa darf laut eines Beschlusses des Landgericht Hamburg Teile ihres Videos, in dem sie darüber spricht, was ihr auf einer Rammstein-Aftershowparty passiert sein soll, nicht mehr zeigen. Außerdem versucht Lindemann, die mediale Aufklärung des Falls einzuschränken. Vor kurzem erreichten seine Anwälte, dass ebenfalls das Landgericht Hamburg die Berichterstattung des „Spiegel“ wegen Verstößen gegen die rechtlichen Vorgaben der Verdachtsberichtserstattung rügte.

Enormes Misstrauen gegenüber der bürgerlichen Justiz

Die Betroffenen haben keine vergleichbaren Ressourcen. Nicht selten können sich Frauen der Arbeiterklasse überhaupt keinen Anwalt oder die Gerichtskosten leisten. Viele wollen die Tat außerdem lieber vergessen, gerade wenn ihnen vor Gericht aufgrund der Unschuldsvermutung strukturell nicht geglaubt wird. Laut einer Dunkelfeldstudie des Bundeskriminalamts werden in Deutschland deshalb lediglich ein Prozent der sexuellen Übergriffe zur Anzeige gebracht.

Frauen misstrauen der bürgerlichen Justiz zurecht. Der Staat und dessen Gesetze haben die Aufgabe, die Profite der Banken und Unternehmen zu sichern. Dazu gehört auch, die Unterdrückung der Frau aufrechtzuerhalten. Diese hat eine wesentliche Funktonen für den Kapitalismus: Sie bürdet Frauen die Reproduktionsarbeit auf. In der Kleinfamilie müssen Frauen all das leisten, was die Arbeitskraft der Arbeiterklasse erneuert – also Kinder gebären und erziehen, waschen, kochen, putzen, Kranke pflegen etc. Aufgrund dieser Verdrängung in den Haushalt sind viele Frauen direkt abhängig von ihren Partnern oder können Lohnarbeit nur in Teilzeit nachgehen.

Klassenkampf gegen Frauenunterdrückung

Sexismus und sexistische Rollenbilder untermauern die Haussklaverei ideologisch. Dabei entspricht die Frauenunterdrückung nicht dem Interesse der Arbeiterklasse. Sie dient nur den Kapitalisten. Denn diese sind darauf angewiesen, dass die Erneuerung der Arbeitskraft in der Kleinfamilie stattfindet. Eine Vergesellschaftung der notwendigen Reproduktionsarbeit – etwa durch umfassende Kinderbetreuung und Pflegeeinrichtungen, öffentliche Wäschereien, Kantinen sowie Putzdienste – würde die Profite der Banken und Konzerne schmälern und ist somit für sie ausgeschlossen.

Als Vertreter der Kapitalistenklasse kann der bürgerliche Staat Sexismus nicht an seiner ökonomischen Wurzel packen. Der Kampf gegen Frauenunterdrückung bedeutet Klassenkampf. Weil die Justiz nicht unabhängig ist, braucht es eigene Beschwerde- und Beratungsstellen für Frauen in den Arbeiterorganisationen. Diese müssen der Aufklärung individueller Fälle dienen, aber auch eine Vernetzung von Betroffenen und einen kollektiven Kampf gegen die Ursache von Sexismus, Gewalt gegen Frauen und Haussklaverei ermöglichen: den Kapitalismus.

 

slider unten de rev

bdk slider unten

veranstaltungen 2

werde aktiv 2

button deutsche rev homepage

Modulblock Shop

Modulblock DefenceMarxism