Kategorie: Ökologie

Moorbrand im Emsland – Bundeswehr zerstört Umwelt

Seit dem 3. September brennt das Moor auf dem Gelände der Wehrtechnischen Dienststelle (WTD) 91 der Bundeswehr in Meppen. Ausgelöst wurde es bei Raketentests des Unternehmens Airbus Helicopters im Auftrag der Bundeswehr.


Da ein Löschfahrzeug der Bundeswehr ausfiel und ein weiteres zu Wartungsarbeiten in der Werkstatt war, gelang es der Bundeswehr nicht, den Brand unter Kontrolle zu bringen. Es entstand ein Schwelbrand auf einer Fläche, die größer als 1000 Fußballfelder ist. Erst durch den Einsatz von bis zu 1600 ehrenamtlichen Helfern von Feuerwehr und THW wurde ein Übergreifen auf einen benachbarten Wald und die anliegenden Ortschaften verhindert.

„Der Grund, warum der Brand so lange schwelt, liegt in der Masse an organischem Material, also brennbarer Substanz, die in Mooren gespeichert ist. Die Verwesungs- und Umwandlungsprozesse von Pflanzen- und tierischen Resten, brauchen Sauerstoff, der in feuchten, morastigen Böden fehlt. Dadurch sammelt sich über Jahrhunderte organisches Material an, zum Beispiel in Form von Torf, der in getrockneter Form ein weitverbreiteter Brennstoff ist.“ (Tagesspiegel, 21.09.2018)

Der Löscheinsatz wird zusätzlich erschwert, weil vermutet wird, dass sich auf dem Übungsgelände, das seit 1876 genutzt wird, Munitionsreste befinden. Mittlerweile scheint der Brand weitgehend unter Kontrolle geraten zu sein, obwohl überall auf dem Gelände noch unterirdische Glutnester vorhanden sind, so dass der Einsatz der zivilen Rettungskräfte eingestellt wird. Am Freitag, den 21. September rief der Landkreis Emsland aufgrund der Wetterbedingungen einen Katastrophenfall für die Ortschaften Groß und Klein Stavern aus. Da der starke Wind sich legte und es zu starken Regenfällen kam, erwies sich die Evakuierung der Bewohner als nicht nötig und der Katastrophenfall wurde am 27.09. aufgehoben.

Im Mittelpunkt der Kritik steht vor allem die Bundeswehr, die es unterließ, die lokalen Behörden und vor allem die Bevölkerung rechtzeitig über die Gefahren durch den Moorbrand zu informieren. Das Kompetenzzentrum Großschadenslagen habe erst am 13. September durch die Anforderung von Feuerwehrmaterial inoffiziell über den Bestand des Moorbrandes erfahren, so der niedersächsische Innenminister Pistorius. Außerdem wird immer wieder die Frage gestellt, warum bei der anhaltenden trockenen Witterung derartige Übungen im Moorgebiet überhaupt stattgefunden haben. Die Bundeswehr hat zwar mittlerweile Transparenz versprochen, aber ehrliche Antworten auf konkrete Fragen sind bisher nicht gekommen. Besonders dreist äußerte sich Thomás Malyuß von der Bundeswehr in Meppen, der in einem Interview mit dem NDR sagte, er habe sich bei Wikipedia schlau gemacht und sei zu dem Schluss gekommen, dass es bei den anhaltenden Sommertemperaturen eh zu einem Moorbrand gekommen wäre. (NDR, 20.09.2018) Mittlerweile hat sich auch die Staatsanwaltschaft eingeschaltet und Ermittlungen auf dem Gelände aufgenommen.

Nach Berechnungen von NABU-Experten könnten bisher bis zu 900.000 Tonnen CO2 freigesetzt worden sein und das Moor braucht Jahrzehnte, um sich zu regenerieren. Die Umweltschadenskosten, die durch den Moorbrand entstanden sind, könnten nach Meinung der Moorexpertin Franziska Tanneberger (Uni Greifswald) bei bis zu 120 Mio. Euro liegen. Für diese und alle weiteren Kosten kommt – wie üblich – die Masse der Steuerzahler auf.

Um den Protest auf die Straße zu tragen, riefen verschiedene Organisationen (Die LINKE, Marxistische Linke, Antifa) im Emsland riefen zu einer Demonstration gegen die Waffentests der Bundeswehr auf. In dem Aufruf heißt es:

„Hiermit rufen wir zur Demonstration gegen die Waffentests der Bundeswehr in unserem Moor auf! Ja, trotzdem sich die ‚Tinner- und Staverner Dose‘, so nennt sich diese Moorlandschaft, zu großen Teilen als Privatgelände in der Hand der Bundeswehr befindet, zeigen wir uns empört und fassungslos gegenüber der Fahrlässigkeit, mit der die verantwortlichen Kräfte der Bundeswehr vor Ort diese Umweltkatastrophe haben entstehen lassen. Es handelt sich bei dem flächenmäßig in Brand geratenen und zerstörten Gebiet nicht nur um irgendein Privatgelände, sondern um ein schützenswertes biologisches Ökosystem, dessen Zerstörung fahrlässig in Kauf genommen wurde.

Und wofür all' das Ganze?

Hier werden keine Raketen getestet, die der Erforschung des Weltraums oder neuer Antriebstechnologien dienen. Es dient einzig und allein der Erprobung deutscher Rüstungsgüter, also von Waffen, welche nicht selten zu militärischen Zwecken, oder auch anders formuliert, zum Töten, in viele Teile dieser Welt exportiert und verkauft werden.

Wir wollen uns mit den Entschuldigungen einer Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen nicht zufrieden geben - wir fordern die Ziehung politischer Konsequenzen aus diesem Vorfall!

Wir wollen, dass seitens der Bundeswehr ab sofort keine Waffentest mehr in der ‚Tinner- und Staverner Dose‘ durchgeführt werden, die dazu geeignet sind, die Umwelt oder die angrenzende Bevölkerung zu gefährden.
Wir wollen auch, dass jenen Menschen, die geschädigt wurden, durch die Bundeswehr Schadensersatz geleistet wird.
Wir stellen hiermit in Anbetracht einer fehlenden Sinnhaftigkeit die Existenzberechtigung dieses Schießgebietes grundsätzlich in Frage und sprechen uns deutlich für eine friedliche und zivile Nutzung des Bundeswehrgeländes und seiner Einrichtungen aus.“

Die erste Protestaktion lief am Abend des 27. September in der Meppener Innenstadt. Der Sprecher der emsländischen Linken, Jan Deters, richtete in seinem Redebeitrag seine Kritik gegen die Verantwortlichen der Bundeswehr, „die auf diesem Testgelände alles missachtet haben, was der gesunde Menschenverstand und die Brandschutzverordnungen uns vorschreiben." Er wies auf die ökologischen Folgen für das Moorgebiet hin und erklärte, dass am Ende der Steuerzahler stehe, der den Schaden begleichen müsse.

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