Kategorie: Ökologie

Klassenkampf statt Betteln und Kleben

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02. März 2023

Michele Rocco Troccolo

Die Bewältigung der drohenden Klimakatastrophe wird immer drängender. Vor allem die Jugend verlangt nach einer Lösung. 2018/19 gingen Millionen von Menschen inspiriert und kraftvoll im Rahmen der Fridays-for-Future-Demos auf die Straße. Doch immer weniger nehmen an den Demonstrationen teil, denn die Ergebnisse der Bewegung sind bescheiden. Keine Regierung auf dem Planeten hat einen wirklich klimafreundlichen Kurs eingeschlagen. Die Führung der FFF-Bewegung setzt nach wie vor darauf, an Politiker zu appellieren. In Deutschland war unter vielen die Hoffnung groß, dass sich die vorherrschende Politik mit einer grünen Partei in der Regierung ändern würde. Als die Abrissbagger in Lützerath rollten, wurden diese Illusionen schonungslos erschüttert.

Ein sehr kleiner Teil der Klimabewegung zweifelte schon vorher an der Wirksamkeit der FFF-Strategie, die keine nennenswerten Erfolge aufweisen konnte. Also begannen sie, Tomatensauce auf Kunstwerke zu werfen oder sich an Straßen festzukleben. Ihr Ziel: durch spektakuläre Aktionen mehr Aufmerksamkeit auf die drohende Klimakatastrophe zu lenken. Entgegen ihrem berechtigten Anliegen ernten sie vor allem negative Schlagzeilen und Unmut in der Bevölkerung.

Kapitalismus ist das Problem

Beiden Bewegungen, FFF und Letzte Generation, liegt ein Strategiefehler zugrunde. Sie appellieren mit all ihren Aktionen an die bürgerlichen Regierungen. Für die führenden Klimaaktivisten beruht eine klimaschädliche Wirtschaft nur auf dem unvernünftigen Handeln einzelner Politiker und ist keine Notwendigkeit, die sich aus unserem Gesellschaftssystem ergibt. Deswegen versuchen sie auch immer wieder, „die Politik” mit den Erkenntnissen der Wissenschaft zur Vernunft zu bringen. Dabei liefert die Forschung ein Ergebnis nach dem anderen, das zeigt, dass es in Wirklichkeit die Produktion für Profit ist, die unseren Planeten zerstört. Gleichzeitig bringen sie Beweise vor, die die geheimen Machenschaften der Politiker entlarven, die unter einer Decke mit den Kapitalisten stecken. In der Konsequenz bedeutet dies, dass man sich mit seiner Bitte an diejenigen richtet, die alles Interesse daran haben, den Status quo zu verteidigen.

Ein gewisser Teil der Klimaaktivisten weiß natürlich, dass der Kapitalismus das grundlegende Problem ist. Manche wollen dies aber nicht so klar in aller Öffentlichkeit benennen, damit man „anschlussfähig” bleibt. D.h. konkret, man will die eigene Position so schwammig wie möglich formulieren, damit man eine breite Basis in einer Bewegung vereinen kann. Denn gesellschaftliche Veränderung wurde doch immer mit einer großen Masse auf der Straße begonnen, oder?

Klassenkampf ist der Weg vorwärts

Man muss sich aber fragen, wer in den vergangenen Massenbewegungen auf der Straße war, warum sie dort waren und wie sie gesiegt haben. Letztlich ist es die Arbeiterklasse, die die Macht besitzt, die Gesellschaft zu verändern. In den großen historischen Ereignissen, in denen Umwälzungen stattgefunden haben, wie beispielsweise der Russischen Revolution von 1917, waren Arbeiter und Arbeiterinnen nicht einfach nur zum Demonstrieren auf der Straße, sondern haben gestreikt. Nahm der Streik das Ausmaß eines Generalstreiks an, stand das ganze Land still. Damit begannen sie faktisch, die Machtfrage zu stellen: Wer entscheidet? Sie erlangten Selbstvertrauen und haben gemerkt, dass sie auf die Herren Kapitalisten ganz verzichten konnten und die Produktion selbst in die Hand nehmen können. 

Auf diese umwälzende Kraft der Arbeiterklasse muss sich die Klimabewegung stützen, wenn sie ihre Ziele erreichen will. Wer nicht offen von Klassenkampf redet und stattdessen an die Regierung appelliert, der vernebelt die Ursache und somit auch den Lösungsweg für die vorherrschenden Probleme. Dies gilt für die Führungen der Arbeiterbewegung im DGB, in der LINKEN und die Führung der Klimabewegung gleichermaßen.

Stattdessen leitet die Führung von FFF die Bewegung in eine Sackgasse, weil sie keine Perspektive für die Überwindung des Kapitalismus hat. Und statt mit einem sozialistischen Programm voranzugehen, sorgt Letzte Generation mit ihren Aktionen dafür, dass sie sich von denjenigen entfremdet, die sie eigentlich überzeugen wollen. Dies geschieht zu einer Zeit, wo die Arbeiterbewegung auch in Deutschland erwacht, da sie gezwungen ist, ihren Lebensstandard zu verteidigen, der bereits seit Jahren angegriffen wird. Hier wie dort ist das Privateigentum an den Produktionsmitteln das entscheidende Hindernis auf dem Weg zu einer Planwirtschaft, die unter unserer Kontrolle steht und damit nach unseren Bedürfnissen ausgerichtet ist.