Kategorie: Theorie

Arbeiterkontrolle und Verstaatlichung [Teil 2]

Im zweiten Teil betrachtet Rob Lyon die Erfahrungen von Arbeiterkontrolle und -verwaltung in der Russischen Revolution. Die Erfahrungen des russischen Proletariats liefern wertvolle Lehren für die Arbeiterbewegung.

Bild: Flickr, Michael Coghlan


Die sowjetische Erfahrung

Kontrolle und Planung der Wirtschaft kann nur innerhalb bestimmter Grenzen stattfinden – Grenzen, die bestimmt sind durch den technischen Entwicklungsstand der Wirtschaft, zu dem Zeitpunkt, an dem die neue Gesellschaftsordnung an die Macht kommt.

In Russland war 1917 angesichts der zermürbenden Rückständigkeit des Landes, des niedrigen Kulturniveaus und des Analphabetentums von Arbeiterklasse und Bauernschaft, die Entwicklung der Technik sehr niedrig. Tatsächlich musste die Verwaltung der Industrie auch nach der Oktoberrevolution in den Händen der Kapitalisten belassen werden, bis die Arbeiterinnen und Arbeiter die notwendige Expertise, erworben hatten, um das Ruder selbst in die Hand zu nehmen.

Ende 1917 wurde Trotzki erneut gefragt, ob es die Absicht der Sowjetregierung sei, die Eigentümer von Industrieanlagen in Russland zu enteignen. Seine Antwort war lang und ich entschuldige mich für die Wiedergabe der größten Teile davon, aber es ist wichtig, weil es den allgemeinen Plan der sowjetischen Regierung für die Wirtschaft beleuchtet:

„Nein, wir sind noch nicht bereit, die ganze Industrie zu übernehmen. Das wird mit der Zeit kommen, aber niemand kann sagen, wie bald. Für den Moment erwarten wir von den Erträgen einer Fabrik, dem Besitzer jährlich 5% oder 6% auf seine eigentliche Investition zahlen zu können. Auf was wir gegenwärtig abzielen ist Kontrolle, nicht Eigentum.

„[Mit Kontrolle] meine ich, dass wir dafür sorgen, dass das Werk nicht aus Profitorientierung betrieben wird, sondern aus der Sicht der demokratisch erfassten sozialen Wohlfahrt. Zum Beispiel werden wir dem Kapitalisten nicht erlauben, seine Fabrik abzuschalten, um seine Arbeiter bis zur Unterwürfigkeit auszuhungern oder weil sie ihm nicht genug Profit abwirft. Wenn es sich als wirtschaftlich benötigtes Produkt herausstellt, muss die Produktion am Laufen gehalten werden. Wenn der Kapitalist sie verlässt, wird er sie ganz verlieren und ein von den Arbeitern gewähltes Direktorengremium wird eingesetzt werden...

Nochmals, „Kontrolle“ impliziert, dass die Geschäftsbücher und Korrespondenz des Konzerns der Öffentlichkeit offenstehen werden, sodass es künftig keine Industriegeheimnisse mehr geben wird. Wenn ein Betrieb nun einen besseren Ablauf oder ein besseres Hilfsmittel entdeckt, wird dies an alle anderen Firmen kommuniziert werden, damit die Gesellschaft den größtmöglichen Nutzen daraus ziehen kann. Im Moment bleiben solche Entdeckungen, unter dem Diktat des Profitmotivs, den anderen Konzernen verborgen. Möglicherweise über Jahre wird der Artikel unnötig knapp gehalten und für die Konsumenten verteuert.

„Kontrolle“ meint auch, dass die wichtigen Bedarfsgüter, welche in der Menge limitiert sind, wie Öl, Eisen, Stahl, Kohle und dergleichen, an die verschiedenen Fabriken hinsichtlich ihres gesellschaftlichen Nutzens verteilt werden.

„Dies wird nicht auf Bitten eines Kapitalisten gegen den Anderen stattfinden, sondern auf der Basis von vollständigen und sorgfältig geführten Statistiken.“ (Leo Trotzki, Verteidigung der Russischen Revolution, Arbeiterkontrolle und Verstaatlichung)

Während der Russischen Revolution war der Charakter der Arbeiterkontrolle sehr explosiv. Die Parole der Kontrolle über die Industrie wurde in großem Maßstab erstmals von der Bolschewistischen Partei im Jahr 1917 herausgegeben, sie wurde von der Partei jedoch nicht erfunden. Ähnlich den Sowjets waren Fabrikräte und Arbeiterkontrolle das Resultat einer spontanen Bewegung der Arbeiterklasse, eine Kampfmethode, die im Klassenkampf selbst geboren wurde.

Natürlich begann Arbeiterkontrolle als Verteidigungskampf gegen die Sabotage der Bosse. Viele Fabriken wurden stillgelegt und die Arbeiterinnen und Arbeiter ausgesperrt oder unbeschäftigt gelassen. Die Arbeiterinnen und Arbeiter besetzten in vielen Fällen die Fabriken, um Ihre Arbeitsplätze und die Revolution zu verteidigen. In dieser Zeit war Arbeiterkontrolle mehrheitlich passiv.

Nach der Oktoberrevolution verabschiedete die Sowjetregierung ein Dekret zur Arbeiterkontrolle, basierend auf Lenin’s Entwurf. Das Dekret erkannte die Fabrikkomitees als Kontrollorgane jeder einzelnen Fabrik an und versuchte, sie auf einer regionalen Ebene und in einem ganzrussischen Arbeiterkontrollrat zu reorganisieren.

Die Bolschewiki, sich sowohl der Unmöglichkeit eines unmittelbaren Übergangs des rückständigen Russlands zum Sozialismus sowie der Unerfahrenheit der Arbeiterinnen und Arbeiter in Sachen Administration bewusst, wollten ein Regime der Arbeiterkontrolle errichten, bis die Unterstützung der Revolutionen im Westen, namentlich von Deutschland mit seiner starken und hochausgebildeten Arbeiterklasse, eintreffen sollte.

Trotzdem verstaatlichten die Bolschewiki die Banken – eine der wichtigsten Maßnahmen, welche vom jungen Sowjetstaat unternommen wurden. Dies raubte den Besitzern des Großkapitals, ausländischen wie Russischen, eines ihrer effektivsten Werkzeuge, zur Organisation von Sabotage und gab dem Sowjetstaat ein mächtiges wirtschaftliches Werkzeug, wie auch ein lebenswichtiges und effektives statistisches und buchhalterisches Zentrum für die gesamte Wirtschaft.

Eines der dringlichsten Probleme, mit dem sich die Bolschewiki konfrontiert sahen, war die Notwendigkeit, die Russische Industrie zu reorganisieren und die Arbeitsproduktivität zu erhöhen. Wenn das nicht geschafft werden konnte, war der junge Sowjetstaat dem Untergang geweiht.

Nachdem das Dekret zur Arbeiterkontrolle angenommen war, nahm die Arbeiterkontrolle einen krampfhaften und chaotischen Charakter an. Wie Paul Avrich schreibt: „Der Effekt des Dekrets war, einer Sorte Syndikalismus einen machtvollen Anstoß zu geben, in welcher eher die Arbeiter vor Ort als ein alle umfassender Gewerkschaftsapparat die Instrumente der Produktion kontrollierten – eine Sorte Syndikalismus, die an totales Chaos grenzt.“ (Paul Avrich, The Russian Anarchists, S.162)

Mehr und mehr Bosse verließen Russland und die Arbeiterinnen und Arbeiter waren zunehmend dazu gezwungen, die Herrschaft über die Verwaltung zu übernehmen. Die Russische Wirtschaft war nach vier Jahren Krieg und Revolution zerschlagen. Russland selbst stand am Rande eines Kollapses.

Selbstverständlich leisteten die Bosse Widerstand gegen die Arbeiterkontrolle. Sie begegneten ihr mit weiteren Aussperrungen und Sabotage. Dies wiederum wurde mit strafenden Verstaatlichungen beantwortet. Wie Trotzki erklärte: wenn die Bosse versuchten zu sabotieren oder die Fabrik aufgaben, haben sie sie verloren.

Die Bolschewiki waren außerdem mit der Auflösung der Zentralmacht konfrontiert. Zwischen November 1917 und Juni 1918 wurden viele Fabriken und Mühlen unter „Arbeiterselbstverwaltung“ geführt, das ist die syndikalistische Idee der Selbstverwaltung. Dieser Partikularismus und die Engstirnigkeit reflektierten die Rückständigkeit Russlands, seine niedrige Entwicklungsstufe und eine größtenteils ländliche, kleinbürgerliche Wirtschaft.

Viele Bolschewiki und andere Arbeiterführer erkannten, dass der Lokalstolz individueller Fabrikkomitees die nationale Wirtschaft irreparabel schädigen könnten und dass viele auf egoistische Weise in den Belangen der eigenen Fabriken versanken. Wie ein Arbeiterführer sagte: „Dies könnte zu einer ähnlichen Atomisierung führen, wie unter dem kapitalistischen System." (Paul Avrich, The Russian Anarchists, S.164)

Ein anderer Arbeiterführer sagte: „Arbeiterkontrolle hat sich in einen anarchistischen Versuch verwandelt, den Sozialismus in einer Firma zu errichten. Aber in Wirklichkeit führt sie zu Konflikten zwischen den Arbeitern selbst und zur gegenseitigen Verweigerung von Öl, Metall, usw.“ (Paul Avrich, The Russian Anarchists, S.164)

Trotzki hat Ende 1917 einige der Gefahren erklärt, die dieser Art der Organisation innewohnen. Als er gefragt wurde, ob die Arbeiterkomitees oder gewählte Manager einer Fabrik frei sein sollten, diese so zu führen, wie sie es für angebracht fänden, antwortete er: „Nein, sie werden den Richtlinien des lokalen Rats der Arbeiterdeputierten unterliegen... [und] der Umfang ihrer Entscheidungsfreiheit wird wiederum durch die Regulationen beschränkt, die für jede Industriekategorie vom Büro der Zentralregierung gemacht wird“ (Leo Trotzki, Verteidigung der Russischen Revolution, Arbeiterkontrolle und Verstaatlichung)

Dann wurde er zur Idee Kropotkins und einiger Anarchisten befragt, die darin bestand, dass jedes Zentrum autonom sein soll, was die Industrien anbelangt, die sich in ihnen befänden:

„Kropotkins Kommunalismus würde in einer einfachen, auf Landwirtschaft und Heimarbeit beruhenden Gesellschaft funktionieren, aber ist nicht im Geringsten dem Stand der Dinge in der modernen industriellen Gesellschaft angemessen. Die Kohle vom Donezkbecken geht nach ganz Russland und ist für alle möglichen Industrien unabdingbar. Nun, sehen sie nicht, dass, wenn die organisierten Menschen dieses Distrikts mit den Kohleminen tun könnten, wie es ihnen beliebte, sie ganz Russland aufhalten könnten, wenn sie es nur wollten? Komplette Unabhängigkeit der jeweiligen Lokalitäten in Hinsicht auf seine Industrien würde, in einer Gesellschaft, welche die Stufe der lokalen Spezialisierung der Industrie erreicht hat, zu endlosen Reibereien und Schwierigkeiten führen. Es könnte sogar einen Bürgerkrieg geben. Kropotkin hat das Russland von vor 60 Jahren im Kopf, das Russland seiner Jugend“ (Leo Trotzki, Verteidigung der Russischen Revolution, Arbeiterkontrolle und Verstaatlichung)

Paul Avrich (in The Russian Anarchists) und E. H. Carr (in The Bolshevik Revolution Vol 2) berichten beide, dass einige Fabrikkomitees versuchten, Allianzen mit den Besitzern zu Schließen. Manchmal wurden sie sogar angebettelt, zurückzukommen, um die Gewinne in die Höhe zu treiben. In einigen Fällen hinterzog das Fabrikkomitee einfach die Gelder der Fabrik oder verkaufte die Bestände oder das Werk zu seinem eigenen Vorteil, während sie die Ausbeute unter sich selbst aufteilten.

Ein britischer Gewerkschaftsreport erklärte, dass die Arbeiterinnen und Arbeiter über Nacht in „ein neues Gremium von Aktionären“ umgewandelt wurden.

Paul Avrich schreibt: „Einzelne Fabriken sandten „Unterhändler“ in die Provinzen, um Benzin und Rohstoffe zu kaufen, manchmal zu horrenden Preisen. Oft weigerten sie sich, vorhandene Ressourcen mit anderen Fabriken zu teilen, auch wenn diese sie direkt benötigten. Lokale Komitees erhöhten die Löhne sowie auch die Preise rücksichtslos und kooperierten gelegentlich mit den Besitzern als Gegenleistung für spezielle Boni.“ (Paul Avrich, The Russian Anarchists, S.163)

Viele der Komitees waren mit ihren eigenen Betrieben beschäftigt, nicht mit den allgemeinen wirtschaftlichen Interessen des Landes.

A.M. Pankratova schreibt: „Wir bauen nicht eine Sowjetrepublik, sondern eine Republik der Arbeitergemeinden, die auf kapitalistischen Fabriken und Mühlen basiert. Anstatt strikter Anordnung der Produktion und gesellschaftlicher Verteilung, anstelle von Maßnahmen für die sozialistische Organisation der Gesellschaft, erinnert die existierende Sachlage eher an die autonomen Kommunen der Produzenten, von welcher die Anarchisten immer geträumt haben.“ (zitiert von Victor Serge in Year One of the Russian Revolution from The Factory Committees of Russia in the struggle for the Socialist Factory von A.M. Pankratova).

Natürlich gab es auch manche Erfolgsgeschichte, wie die der Moskauer Textilmühlen, aber insgesamt war die Entwicklung der Wirtschaft rückläufig und zunehmend chaotisch. Tatsächlich steuerte die Russische Wirtschaft auf den totalen Zusammenbruch hin. Offensichtlich war die Situation der Reorganisation der Produktion, der Eliminierung der Konkurrenz oder der Planung der Wirtschaft nicht zuträglich.

Die junge Sowjetrepublik musste sich auch anderen Problemen stellen, wie der Sabotage durch die Spezialisten und Techniker. Diese hofften und erwarteten sicherlich auch, dass die sowjetische Regierung innerhalb weniger Wochen fallen würde. Daher verließen sie entweder Russland oder weigerten sich, zu arbeiten. Die Spezialisten in Russland 1917 waren nicht wie die Spezialisten und Technikern von heute. Dazu kommen wir gleich, wenn wir Venezuela diskutieren. Die Technikerinnen und Techniker und Spezialistinnen und Spezialisten von heute, die tieferen Führungskräfte und Büroangestellten, wurden immer mehr proletarisiert. Sie sehen sich den gleichen Angriffen ausgesetzt, den gleichen Einschnitten und Lohnkürzungen wie die Arbeiterinnen und Arbeiter. Das wird sie möglicherweise an Bord bringen, sie von unseren Ideen überzeugen und für unsere Sache begeistern, wie es heute schon in manchen Fällen in Venezuela geschieht.

Im Russland von 1917 jedoch waren die Techniker und Spezialisten sehr privilegiert. Sie waren die Söhne und Töchter der Aristokraten und der Bourgeois. Sie waren gut ausgebildet, was an sich schon ein außerordentliches Privileg war. Sie waren gut bezahlt und hatten machtvolle Positionen. Alleine die Idee eines Arbeiterstaats und der Arbeiterkontrolle beleidigte sie. Massenweise verweigerten sie sich der Arbeit, was die Sowjetindustrie lähmte.

Deshalb musste der Sowjetstaat eine Serie von Kompromissen eingehen, beginnend damit, dass sie die Techniker höher entlohnten als die durchschnittlichen Arbeiterinnen und Arbeiter. Natürlich wurde ihnen ein politischer Kommissar zugeordnet, um ihre Loyalität zu sichern, während sie in die Fabriken geschickt wurden, um im Einsatz zu helfen. Das selbst war eine brillante Maßnahme der Arbeiterkontrolle, aber trotzdem bleibt es ein Kompromiss. Der Sowjetstaat sah keine andere Option – ohne die Spezialisten hätte die Industrie nicht funktionieren.

Als das Land im Sommer 1918 schnell im Bürgerkrieg versank, nahm die Sabotage der ehemaligen herrschenden Klasse zu. Russland wurde mit einer Hungersnot konfrontiert, als die reichen Bauern Getreide horteten. Als der Sowjetstaat verzweifelt Öl brauchte, um sich für den kommenden Krieg zu wappnen, drohten die Ölbosse mit einer Aussperrung, zuversichtlich, dass die Arbeiter die Industrie nicht am Laufen werden halten können. Alle Kräfte der Reaktion auf globaler Ebene erwarteten den Kollaps des jungen Sowjetstaats.

In der Folge verstaatliche die Sowjetregierung im Juni 1918 die Schlüsselbereiche der Wirtschaft. Die gesamten Industriezweige der Minen, Maschinenbau, Textilien, Elektroartikel, Holz, Tabak, Glass, Keramik, Leder, Zement, Kautschuk, Transport und Kraftstoff wurden verstaatlicht. Dies waren unerlässliche Industrien und es war notwendig, sie vor der Sabotage der Bourgeoisie zu schützen und für die Kriegsanstrengungen zu reorganisieren.

Der Kongress der Wirtschaftsräte, der im Dezember 1917 gegründet wurde, entschied sich, die Leitungsgremien für die verstaatlichten Industrien wie folgt aufzustellen: 1/3 des Gremiums setzte sich aus Mitgliedern der regionalen Wirtschaftsräte oder dem obersten Wirtschaftssowjet zusammen, 1/3 aus den Gewerkschaftsmitgliedern und 1/3 aus Arbeiterinnen und Arbeiter des Betriebes selbst. Die Fabrikkomitees wurden wiederum in die Basiszellen der Gewerkschaften umgewandelt und begannen, die Industrie zu verwalten. Diese Maßnahmen wurden ergriffen, um die demokratische Planung der Wirtschaft und den vergesellschafteten Charakter der Wirtschaft sicherzustellen. Sie gewährleisteten die demokratische Kontrolle der Wirtschaft durch die ganze Arbeiterklasse und nicht nur durch die jeweiligen Arbeiterinnen und Arbeiter in den einzelnen Fabriken. Diese Form des Syndikalismus und der „lokalen Selbstverwaltung“, welche vom Oktober bis Sommer 1918 dominiert hatte, verursachte Reibereien und Wettkampf, sowie auch Horten und Profittreiberei und lähmte letztlich die Wirtschaft. Die neuen Maßnahmen des Sowjetstaates kehrten diese chaotische Entwicklung der Wirtschaft um und hatten großen Anteil am Sieg der Sowjets im Bürgerkrieg.

Wir wollen an dieser Stelle nicht ausführlich auf die Problematik des Stalinismus und der Degeneration der Sowjetunion eingehen, weil dies nicht der Punkt oder das Thema des Artikels ist. Es reicht, folgendes zu sagen: Arbeiterdemokratie, das heißt Arbeiterkontrolle und Arbeiterverwaltung der Wirtschaft, entwickelten sich in Russland nicht unter idealen Bedingungen. Aber selbst so, selbst in einem Land mit erdrückender Rückständigkeit, welches der allgemeinen Sabotage nicht nur der Russischen Bourgeoisie, sondern auch des technischen Personals und der Imperialisten, gegenüberstand, war das junge und unerfahrene Russische Proletariat, von allen Seiten umkreist von Feinden, imstande, die Führung der Industrie zu organisieren. Dies ist ein Beweis der Kreativität der Arbeiterklasse und seiner Fähigkeit, die Gesellschaft umzugestalten.

Indessen trat die Sowjetunion völlig zerschmettert aus dem Bürgerkrieg hervor. Im Jahr 1921 war die industrielle und die landwirtschaftliche Produktion bei 13% des Vorkriegsniveaus. Sieben volle Jahre Krieg, Revolution und Bürgerkrieg hatten der Wirtschaft und dem Land insgesamt ihren Tribut abverlangt. Alles was übrig war wurde für den Sieg im Bürgerkrieg aufgebraucht. Die Arbeiterklasse trat wie Lenin sagte, „deklassiert“ aus dem Bürgerkrieg hervor. Die meisten fortschrittlichen Arbeiter ließen ihr Leben an der Front. Bauern, feindselig gegenüber den Städten und Fabriken und wütend über ihre Erfahrungen im Krieg, wurden in die Städte gebracht, um die Fabriken zu füllen. In vielfacher Hinsicht war es die Bürokratie und nicht die Arbeiterklasse, welche siegreich aus dem Bürgerkrieg hervorging.

Mit der Einführung der NEP (Neue Ökonomische Politik) und dem Wachsen der Bürokratie wurde die Arbeiterdemokratie durch den Willen der wachsenden und zunehmend selbstbewussten Bürokratie ersetzt. Arbeiterverwaltung der Industrie wurde durch bürokratisches Missmanagement der Industrie ersetzt.

Im dritten Teil setzen wir uns mit der sogenannten Arbeiterselbstverwaltung Jugoslawien auseinander, das damals als wirkliche Alternative zum sowjetischen Modell gepriesen wurde.

Siehe auch Teil 1, Teil 3 und Teil 4

Dieser Artikel ist eine Übersetzung des folgenden Artikels auf der Seite In Defence of Marxism: Workers’ Control and Nationalization

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