90 Jahre sind seit der Revolution von 1918/1919 vergangen. Damals bot sich den Arbeitern in Deutschland die Möglichkeit, die Macht in Wirtschaft und Staat zu übernehmen und eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung aufzubauen. Die Macht in dem Städten Deutschlands lag in den Händen von spontan entstandenen Arbeiter- und Soldatenräten. Der Erste Weltkrieg trieb die Krise auf die Spitze. Im Laufe der harten Kriegsjahre schmolz die anfängliche Kriegsbegeisterung rasch dahin.
Der 1. Mai ist der traditionelle Kampf- und Feiertag der internationalen Arbeiterbewegung. Auch dieses Jahr werden wir uns an den Kundgebungen und Demonstrationen des DGB beteiligen und für eine Welt ohne Krieg, Ausbeutung und Unterdrückung demonstrieren.
Wo liegen aber die Ursprünge dieser Tradition?
Amerikanische Studenten verbrennen ihren Einberufungsbefehl. Jane Fonda protestiert. Bauarbeiter mit Schutzhelmen verprügeln protestierende StudentInnen. Diese Bilder der Anti-Vietnamkriegsproteste werden einem angesichts der erneuten Kriegsvorbereitungen in den USA in Erinnerung gerufen.
Die Fotographie der Schutzhelme tragenden Bauarbeiter war die einzige auf der ganzen "Resistance" - Ausstellung im Stockholm Museum der Modernen Künste auf welcher überhaupt irgendwelche ArbeiterInnen zu sehen waren. Das Ziel dieser Ausstellung war es über die Protestbewegungen der 1960er Jahre bis heute zu berichten. Die Ausstellung erzeugt den Eindruck, dass sich einzig ein paar unerschrockene Individuen gegen den US-Imperialismus gewehrt haben. Doch die Wirklichkeit war anders und wird anders sein.
Weder protestierende StudentInnen (Studenten wurden übrigens nicht einberufen) noch einzelne Intellektuelle, noch die militärischen Eroberungen der vietnamesischen Armee haben wesentlich zum Frieden in Vietnam beigetragen. Es war die amerikanische ArbeiterInnenklasse, in Uniform und ohne, welche mehr als alles andere diesem Krieg ein Ende gesetzt hat.
Internationalismus ist nichts, was ein Marx oder ein Engels erfunden haben, sondern hat seine Wurzeln im Kampf der Arbeiterklasse selbst. Die erste Manifestation eines internationalen Klassenbewusstseins fällt eigentlich mit den ersten politischen Kämpfen der ArbeiterInnen zusammen.