Der 1. Mai ist der traditionelle Kampf- und Feiertag der internationalen Arbeiterbewegung. Auch dieses Jahr werden wir uns an den Kundgebungen und Demonstrationen des DGB beteiligen und für eine Welt ohne Krieg, Ausbeutung und Unterdrückung demonstrieren.
Wo liegen aber die Ursprünge dieser Tradition?
Heute vor 90 Jahren eroberten die Sowjets, in den kurz zuvor die Bolschewiki unter Lenin und Trotzki die Mehrheit erlangt hatten, die Macht in Russland. Die Russische Revolution von 1917 erschütterte in der Folge die ganze Welt. Diesem aus der Sicht der internationalen Arbeiterklasse bedeutendsten Ereignis der Welt- geschichte widmen wir Band 6 unserer Theoriereihe "Aufstand der Vernunft". Im Zentrum dieses Buches steht ein Beitrag des britischen Marxisten Alan Woods über die Rolle der Bolschewiki im Jahr 1917. Darin zeichnet er die gesellschaftlichen Dynamiken dieser Revolution nach und widerlegt die von bürgerlichen Historikern viel strapazierte These, die Oktoberrevolution sei in Wirklichkeit ein Staatsstreich gewesen.
Vom 18. bis 24. August 1907 fand der internationale Sozialisten- kongress statt, an dem 184 Delegierte der verschiedenen Sektionen der Zweiten Internationale teilnahmen. Darunter so bedeutende Vertreter der Arbeiterbewegung wie Bebel, Kautsky, Mehring, Luxemburg (Foto), Liebknecht, Zetkin, Lenin und Trotzki. Es fanden leidenschaftliche Diskussionen auf hohem politischen Niveau statt, die man in dieser Art in keiner heutigen politischen Organisation mehr finden kann, schon gar nicht in den heutigen Sozialdemokratien.
Vor genau 60 Jahren am 15. August 1947 wurde die Unabhängigkeit Indiens von der britischen Kolonialmacht erklärt. Pakistan wurde am Tag zuvor zum unabhängigen Staat. Die Spaltung des indischen Subkontinents entlang von religiösen und ethnischen Grenzen hatte begonnen. Die bürgerliche Geschichtsschreibung sieht die Uneinigkeit zwischen Hindus und Moslems als Ursache für die Spaltung – und blendet dabei aus, dass diese auf eine Politik des "Teile und Herrsche" der britischen Kolonialherren zurückzuführen ist (Foto: Indiens erster Premierminister Jawaharlal Nehru).
Amerikanische Studenten verbrennen ihren Einberufungsbefehl. Jane Fonda protestiert. Bauarbeiter mit Schutzhelmen verprügeln protestierende StudentInnen. Diese Bilder der Anti-Vietnamkriegsproteste werden einem angesichts der erneuten Kriegsvorbereitungen in den USA in Erinnerung gerufen.
Die Fotographie der Schutzhelme tragenden Bauarbeiter war die einzige auf der ganzen "Resistance" - Ausstellung im Stockholm Museum der Modernen Künste auf welcher überhaupt irgendwelche ArbeiterInnen zu sehen waren. Das Ziel dieser Ausstellung war es über die Protestbewegungen der 1960er Jahre bis heute zu berichten. Die Ausstellung erzeugt den Eindruck, dass sich einzig ein paar unerschrockene Individuen gegen den US-Imperialismus gewehrt haben. Doch die Wirklichkeit war anders und wird anders sein.
Weder protestierende StudentInnen (Studenten wurden übrigens nicht einberufen) noch einzelne Intellektuelle, noch die militärischen Eroberungen der vietnamesischen Armee haben wesentlich zum Frieden in Vietnam beigetragen. Es war die amerikanische ArbeiterInnenklasse, in Uniform und ohne, welche mehr als alles andere diesem Krieg ein Ende gesetzt hat.
Internationalismus ist nichts, was ein Marx oder ein Engels erfunden haben, sondern hat seine Wurzeln im Kampf der Arbeiterklasse selbst. Die erste Manifestation eines internationalen Klassenbewusstseins fällt eigentlich mit den ersten politischen Kämpfen der ArbeiterInnen zusammen.
Nach dem barbarischen Wüten der Nazi-Diktatur, nach dem Holocaust und dem Inferno des Zweiten Weltkriegs war in der deutschen Bevölkerung, und vor allem in der Arbeiterklasse die Sehnsucht nach einem Neuanfang ohne das explosive Gemisch aus Faschismus, Militarismus und Kapitalismus stark verbreitet. Den Verantwortlichen für die Katastrophe - Nazis, Kriegstreibern und Kriegsgewinnlern in der Wirtschaft - sollte endgültig das Handwerk gelegt und die Herrschaft aus der Hand genommen werden. Dies war der vorherrschende Zeitgeist 1945. Doch an einem wirklichen Neubeginn waren weder die alten deutschen Eliten und Nazi-Kollaborateure noch die westlichen Besatzungsmächte interessiert.