Im Dezember sollen die SPD-Mitglieder über den Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD entscheiden. Viele Mitglieder lehnen eine Große Koalition ab. Ein SPD-Mitglied kommentiert die aktuelle Lage.
Hinein in die Große Koalition, natürlich nur “aus Verantwortung”, im Leben nicht um schnöder Ministerposten willen, oder aber festhalten am Wahlprogramm, für das die Basis monatelang gekämpft hat, an Infoständen, bei Hausbesuchen und und und?
Dass Kurt Beck bereits seit Juni als „Berater“ und Lobbyist für den wegen Pharmaskandalen und des Vorwurfs fahrlässiger Tötung in das Rampenlicht geratenen Weltkonzern Boehringer Ingelheim tätig ist, hat am Wochenende viele SPD-Anhänger weit über Rheinland-Pfalz hinaus verwundert. Über Jahrzehnte polierte der langjährige Mainzer Ministerpräsident und zeitweilige SPD-Bundesvorsitzende Kurt Beck sorgsam an seinem Image als Garant für Bodenhaftung und Verwurzelung bei den „kleinen Leuten“.
Auch wenn viele SPD-Mitglieder nicht damit einverstanden sind, strebt die SPD-Führung nun eiligst eine „Große Koalition“ mit der CDU/CSU an. Dass die Parteispitze jetzt hierzu eine Urabstimmung der Mitglieder zugestehen muss, ist ein Hinweis darauf, wie sehr es im Kessel brodelt.
Dass die zurückliegende Bundestagswahl und die Landtagswahl in Hessen mehr Fragen als Antworten gegeben und die innenpolitischen Verhältnisse „durcheinandergewirbelt“ haben, zeigen konkrete Wahlergebnise (siehe Tabellen) und politische Reaktionen in den letzten Tagen.
Schwarz-Gelb ist abgewählt. Dies gehört zu den hervorstechendsten und erfreulichsten Ergebnissen der Bundestagswahl vom 22. September 2013. Viele ArbeiterInnen und Jugendliche, GewerkschafterInnen und Linke haben sich am Wahlabend riesig darüber gefreut, dass die FDP mit nur noch 4,8 Prozent der Zweitstimmen nicht mehr im Bundestag sitzt. Damit ist die kleine Partei des großen Geldes, die Interessenvertretung der Eliten und des obersten Prozents der Bevölkerung erstmals nicht mehr im Parlament vertreten und steckt nun im Überlebenskampf.
Die Landtagswahl in Bayern am 15. September war der letzte Urnengang vor der Bundestagswahl am kommenden Sonntag. Welche Signale gehen von dieser Wahl aus?
“In Bayern ticken die Uhren anders”, tönt es aus vielen Mündern. Diese platte Aussage stimmt und stimmt auch nicht. In Bayern war immerhin ein Sechstel aller Wahlberechtigten der Republik zur Stimmabgabe aufgerufen – in ländlichen, abgelegenen und “strukturschwachen” Regionen ebenso wie in den Metropolen München und Nürnberg.
Jahreszeitlich bedingtes Chaos und Störungen im Betriebsablauf sind bei der seit knapp 20 Jahren auf einen Börsengang getrimmten Deutschen Bahn AG mittlerweile leider fast schon zur Tradition geworden. Doch in diesen Wochen sind es nicht defekte Klimaanlagen und auch nicht „höhere Gewalt“ in Form von Überschwemmungen oder Gewitterstürmen.
Das massive Polizeiaufgebot und die stundenlange Einkesselung von rund tausend DemonstrantInnen in Frankfurt am Main am 1. Juni 2013 wollte das Blockupy-Bündnis nicht auf sich sitzen lassen. Während die Polizeiübergriffe ein juristisches und parlamentarisches Nachspiel haben und auch in konservativen Medien scharf kritisiert werden, hatte Blockupy für den 8. Juni erneut zu einer Solidariäts- und Protestaktion aufgerufen. Damit sollte die von der Polizei gestoppte Demo vom 1. Juni auf der ursprünglichen und genehmigten Route nachgeholt werden. Die Veranstalter hatten vor allem regional mobilisiert und zunächst mit einigen hundert Teilnehmern gerechnet.
Dass ein massiver Polizeieinsatz mit vielen tausend Beamten der Bereitschaftspolizei am vergangenen Samstag die Frankfurter Blockupy-Demonstration abrupt beendete, hat viele überrascht, die in der Erwartung einer bunten und friedlichen Demo nach Frankfurt gekommen waren.